Human Action

Wie aus einem früheren Postings hervorgeht, lese ich gerade "Nationalökonomie - Theorie des menschlichen Handelns und Wirtschaftens" von Ludwig von Mises. Dieses Buch gilt ja geradezu als die Bibel moderner Klassisch-Liberaler bzw. Libertärer und Anhänger der Österreichischen Schule der Nationalökonomie allgemein.

Das Buch liest sich recht flüssig, das meiste ist sofort zu begreifen, manches nach ein wenig Nachdenken. Gerade der Anfang des Werks enthält viele Redundanzen. Die Natur der Praxeologie als von der Erfahrung unabhängige Wissenschaft wird dutzende Male erklärt; man hat den Eindruck, Mises hätte mit geistig wenig regsamen Studierenden zu kämpfen gehabt und es sich deswegen angewöhnt, Dinge, die sonnenklar sind, sehr ausführlich und immer wieder mit neuen Formulierungen zu erklären.

Leider ist die "Bibel" nicht ganz fehlerfrei. Beispielsweise folgender Satz (in der Ausgabe, die ich lese, auf Seite 101) ist schlichtwegs Unsinn:

"In jedem Fall bricht der Arbeiter die Arbeit an dem Punkte ab, an dem die Lust, die der Arbeitsertrag bringt, die Unlust, die die Arbeit erweckt, nicht mehr übersteigt."

Das mag vielleicht für einen Unternehmer gelten oder auch, ja, für einen Studenten, aber nicht für den gemeinen "Hackler". Denn dieser muss acht Stunden pro Tag (und in der Vergangenheit noch viel länger) konzentriert seine Dienste verrichten und darf nicht bereits dann aufhören, wenn er keine Lust mehr hat. Gut, man könnte auch argumentieren: Wenn er nicht seine Pflicht erfüllt, also weniger als acht Stunden pro Tag arbeitet, dann ist der Arbeitsertrag gleich null, weil er gekündigt wird - aber das ist eine an den Haaren herbeigezogene Rechtfertigung einer These, die von Unkenntnis der Realität der arbeitenden Bevölkerung zeugt, bzw. von einer gewissen (großen) Naivität.

Interessant fand ich folgende Passage (Seite 120):

"Der Liberalismus geht davon aus, dass auf die Dauer die Regierungsgewalt nur mit Zustimmung und daher nur im Sinne der öffentlichen Meinung geführt werden kann. Wenn sich die Regierung in Widerspruch setzt mit den Auffassungen, die die Mehrzahl der von ihrem Zwangsapparat Beherrschten als richtig anerkennt, wird sie schließlich der Mehrheit weichen müssen; als Minderheit wird sie im äußersten Falle von der Übermacht der Mehrzahl gewaltsam niedergekämpft und beseitigt werden. Um Bürgerkriege zu vermeiden und den Frieden innerhalb der Staaten dauernd zu erhalten, fordert der Liberalismus daher demokratische Verfassung."

Manche, die sich selbst als "liberal" bezeichnen, stehen der Demokratie ja kritisch gegenüber und begründen das damit, dass auch die alten Liberalen im 19. Jahrhundert zwar vielleicht Republikaner, aber keine Demokraten gewesen seien. Okay, vielleicht im 19. Jahrhundert - Mises wirkte im 20.; aber der zitierte Absatz zeigt, dass jedenfalls Ludwig von Mises, der ja neben den Liberalen des 19. Jahrhunderts eines der größten Vorbilder heutiger Liberaler/Libertärer ist, eindeutig für die Demokratie war.

Das Grenznutzengesetz muss ich mir nochmals genauer ansehen. Auch da kam mir etwas ein wenig seltsam vor. Aber vielleicht habe ich es auch nur noch nicht richtig verstanden.

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