Über Sinn und Unsinn des Eignungstests für medizinische Studiengänge (EMS)

In der Ausgabe 5/2008 der Zeitschrift "ÖH-UniVersum" schreiben Julia Straub und Johannes Forster, warum die Einrichtung des EMS notwendig gewesen wurde. (http://www.oeh.ac.at/fileadmin/user_upload/pdf/PROGRESS/OeH_PROGRESS_Okt08_endversion.pdf) Sie erklären, dass es in der Medizin nicht möglich sei, einen unbegrenzten Zugang zum Studium zu gewähren, weil Bedside-Teaching Grundbestandteil des Medizinstudiums sei und es hierfür nur begrenzte Ressourcen gebe. Der Artikel schließt mit einem Appell an verantwortliche Stellen, die budgetären Mitteln aufzubessern, um diese Ressourcen auszuweiten und auf diese Weise mehr Menschen den Zugang zu einer medizinischen Ausbildung zu ermöglichen.

Das ist meiner Meinung nach nicht richtig. Es ist vielmehr so, dass das Medizinstudium und die damit verbundenen Berufe gewisse intellektuelle, mentale, motorische und soziale Fähigkeiten erfordern, die nicht jeder hat. Aus diesem Grund ist es meiner Meinung nach notwendig, eine Selektion durchzuführen. Wenn man nicht vor dem Studium selektiert, dann wird es viele Menschen geben, die das Studium anfangen und nach einigen Jahren ohne Abschluss abbrechen werden. Oder, noch schlimmer: die das Studium irgendwie abschließen, aber im Beruf versagen werden. Soll jeder Vollidiot auf wehrlose Patienten losgelassen werden? Nein, meine ich!

Deswegen finde ich es grundsätzlich gut, den Zugang zum Medizinstudium durch einen Eignungstest zu reglementieren. Die Frage ist nur, wie dieser Eignungstest gestaltet sein muss. Wenn es stimmt, dass eine hohe Korrelation zwischen der Leistung im EMS und den Prüfungsergebnissen besteht, spricht dies für diesen Test. Er scheint in Hinblick auf das vorgebliche Ziel, die "Studierfähigkeit" vorherzusagen, valide zu sein. Offene Fragen sind jedoch:

- Ist der EMS auch geeignet, die Eignung für medizinische Berufe vorherzusagen? In diesem Zusammenhang stellt sich freilich die Frage, auf welche Berufe ein Medizinstudium die Menschen vorbereiten soll. Wird jeder Medizin-Absolvent Arzt?

- Könnte es nicht sein, dass manche Menschen, die im EMS schlecht abschneiden, sehr wohl in der Lage wären, gute bis hervorragende Studienleistungen zu erbringen? Anders gesagt: Ist der EMS möglicherweise mit überflüssigen Items überladen?

Ich bin mir selbstverständlich bewusst, dass ich eine kontroversielle Haltung vertrete. Ich gebe zu, nicht im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein, und lade jeden Interessierten ein, mich durch Argumente von seinem Standpunkt zu überzeugen.

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