Glauben und Wissen

Eine philosophische Fragestellung lautet: Kann ich wissen oder kann ich nur glauben? Meine Meinung dazu ist: Wir nehmen die Welt mit unseren Sinnesorganen wahr. Deshalb können wir nie sicher sein, dass das, was wir wahrnehmen, der Realität entspricht. Daraus folgt, dass wir über die Beschaffenheit der äußeren Welt nie Gewissheit erlangen können. Folglich können wir über die äußere Welt nichts wissen. Es fragt sich nur, ob wir nicht über Dinge, die die Welt der Gedanken betreffen, Gewissheit erlangen können. Wenn man einige der Aussagen, die ich bis jetzt getätigt habe, betrachtet, dann kann man sich fragen: Glaube ich, dass es so ist, oder weiß ich es? Meine erste Behauptung war: "Wir nehmen die Welt mit unseren Sinnesorganen wahr." Ist dem wirklich so? Kann ich wissen, dass wir die Welt mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen, oder glaube ich es nur? Ich würde meinen: Da die Sinnesorgane ja der äußeren Welt zugehörig sind und wir über die Beschaffenheit der äußeren Welt nie Gewissheit erlangen können, ist die Frage, ob wir die Welt tatsächlich mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen, eine Glaubensfrage. Diese Aussage ist eine Vermutung und nicht unbedingt eine Tatsache. Nun könnte man aber argumentieren: Ich weiß, dass es eine Frage des Glaubens ist, ob wir die Welt durch unsere Sinnesorgane wahrnehmen. Also weiß ich etwas. Mit diesem bin ich nicht einverstanden! Ich würde lediglich behaupten, ich glaube, dass es eine Frage des Glaubens ist. Man könnte nun das Ganze rekursiv weiterspinnen und sich die Frage stellen: Ist es zulässig zu behaupten, dass ich weiß, dass alles eine Frage des Glaubens ist - mit Ausnahme eben dieser Tatsache, über die ich offenbar Gewissheit habe? Nein, denn auch dass alles eine Frage des Glaubens ist, ist nur eine Vermutung. Das bedeutet, dass ich mich nicht in der Lage befinde zu entscheiden, ob man alles glauben muss oder auch etwas wissen kann. Aber ich weiß auch nicht, dass ich mich nicht in dieser Lage befinde, auch dies vermute ich nur. Es ist jedoch - vermutlich - auch eine Frage der eigenen intellektuellen Kapazität, ob ich fähig bin, über diese Fragestellungen Gewissheit zu erlangen oder es bei Vermutungen belassen muss. Wagen wir noch einen Versuch: Ich glaube, mit wenigen Ausnahmen sei alles Glaubenssache. Also weiß ich, dass ich das glaube. Somit weiß ich etwas, was ja keinen Widerspruch zur Aussage ergibt, denn ich lasse ja ausdrücklich Ausnahmen zu. Jetzt ist das Problem auf einer anderen Ebene: Kann ich mir tatsächlich sicher sein, dass ich etwas Bestimmtes glaube? Genügt es, sich zu denken, dass man etwas glaubt, um mit Gewissheit feststellen zu können: ja, man glaubt es? Aber wenn man diese Ebene außer Acht lässt, scheint es doch sehr logisch, die Meinung zu vertreten:

Ich glaube, mit wenigen Ausnahmen sei alles Glaubenssache.

Also weiß ich, dass ich das glaube.

Glauben kann man schließlich alles, wissen aber nur das, was tatsächlich ist. Die obige Argumentation ist logisch gesehen eine Schlussfolgerung: Wenn ich glaube, dann weiß ich, dass ich glaube. Und da ich glaube, weiß ich es tatsächlich. Allerdings glaube ich auch nur an die Richtigkeit des logischen Schließens und weiß nicht mit Sicherheit, dass das, was mir logisch erscheint, auch tatsächlich zulässig ist! Wenn ich aber den Glauben an die Logik aufgebe, dann habe ich wirklich keine Möglichkeit mehr, mit Gewissheit zu argumentieren. Möglicherweise ist also Glauben gar die Voraussetzung, um wissen zu können? Sehr interessant!

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