Anpassungsschwierigkeiten

In Hochbegabtenforen trifft man sehr häufig Leute an, die klagen, dass sie trotz ihrer Begabung in der Schule nicht besonders gut gewesen seien. In einem solchen Fall kann man entweder sich selbst die Schuld geben oder die Schuld bei anderen Personen suchen. Meiner Erfahrung nach geben die meisten sich selbst die Schuld. Sie werfen sich vor, nicht fleißig genug gewesen zu sein. Dabei ist es meiner Meinung nach aber sehr wohl legitim, die Schuld dem System zu geben.

Denn es ist nicht richtig, dem Hochbegabten mangelnde Anpassung an externe Anforderungen vorzuwerfen; das Externe ist nämlich nicht absolut. Die Umweltbedingungen können sich ändern. Im Prinzip ist unser ganzes politisches und gesellschaftliches System ein Provisorium. Es hat sich zu einem gewissen Grad bewährt, das System funktioniert mehr oder weniger; es erfüllt aber nicht den Anspruch, allen Menschen gerecht zu werden. Wenn gerade ein Hochbegabter im System versagt, wo man doch von Hochbegabten erwarten würde, dass sie von allen Menschen geistig am leistungsfähigsten wären, dann ist der Fehler meiner Meinung nach eindeutig im System zu suchen. Das System hindert die Hochbegabten daran, ihre Leistungsfähigkeit optimal zu entfalten. Es zwingt sie, sich mit Dingen zu beschäftigen, die sie nicht interessieren, und hindert sie daran, in den Bereichen, die sie faszinieren, Spitzenleistungen zu erbringen.

In diesem Zusammenhang wieder ein Zitat eines Mensa-Mitglieds, mit dessen Äußerungen ich mich in diesem Blog, nebenbei bemerkt, schon öfters beschäftigt habe: "Es ist schön, wenn du im Studium so erfolgreich sein wirst, aber im Leben wirst du nicht nur Erfolge haben." Das ist wieder eine Denkweise, die mir nicht gefällt, impliziert sie doch, dass man bislang das echte Leben noch nicht kennengelernt hätte. Mir ist schon klar, dass er vom Leben spricht und damit eigentlich das Berufsleben meint, aber Leben mit Berufsleben gleichzusetzen, ist meines Erachtens unzulässig. Auch ein Studierender lebt und sammelt Erfahrungen. Zudem unterstellt er auch, dass man bislang noch nicht berufstätig gewesen sei, was in meinem Fall sicher nicht zutrifft. Die intensive Arbeit an meiner Zeitschrift, die vor wenigen Tagen ihren 17. Geburtstag gefeiert hat, war für mich stets mehr als ein Hobby und um einiges anstrengender als die sonstigen Beschäftigungen, denen ich in meiner Freizeit gelegentlich nachging.

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