"Extraordinäre" als absolute Randgruppe

Der Autor des Buchs "Talent-Management spezial: Hochbegabte erfolgreich führen" hat mir ein kostenloses Exemplar der ersten Auflage zukommen lassen, weil er gerne Zitate aus diesem Blog in der für dieses Jahr geplanten Neuauflage des Buchs verwenden möchte.

An diesem Buch ist mir vor allem aufgefallen, dass es sich fast ausschließlich an Hochbegabte mit einem IQ im Bereich zwischen 130 und 140 wendet und die Höchstbegabten mit einem IQ von 145 oder höher, die immerhin rund 0,1% der Bevölkerung ausmachen (also in Österreich etwa 8000 und in Wien etwa 1600 Personen), als "die Extraordinären" bezeichnet und sie als eine absolute Randgruppe darstellt, deren Bedürfnisse lediglich in einem knappen Kapitel kurz abgehandelt werden.

Gehöre ich mit meinem IQ von ca. 150 (Durchschnitt aller Testergebnisse) also einer absoluten Randgruppe an, die nicht einmal in einem Buch, das sich mit Hochbegabung beschäftigt, wirklich erwähnenswert ist?

Zumindest ist mir aufgefallen, dass selbst Mensa-Mitglieder oftmals nicht in der Lage sind, zu von mir begonnenen Diskussionen kompetente Beiträge zu liefern; manchmal verstehen sie selbst grundlegende Aussagen nicht. Dabei herrscht Konsens darüber, dass ich eine sehr klare Sprache verwende; Verständnisprobleme sind also nicht auf eine unklare Ausdrucksweise meinerseits zurückzuführen.

Natürlich weiß die Gesellschaft nicht recht mit Höchstbegabten umzugehen, weil es davon nur so wenige gibt, dass sie kaum über Erfahrungswerte verfügt. Oft hört man den Rat, man solle möglichst schnell studieren oder mehrere Studien parallel betreiben. Weder das Eine noch das Andere muss aber dem Naturell des Höchstbegabten entsprechen. Studienpläne sind oft sehr starr und unflexibel, es sind nur wenige Wahlfächer vorgesehen. Wenn sich aber ein Höchstbegabter in seinem Studium mit etwas beschäftigen muss, das ihn nicht interessiert, dann wird er weder schneller vorankommen noch bessere Leistungen erbringen als ein Normalbegabter.

Höchstbegabte brauchen aus meiner Sicht maximale Wahlfreiheit in ihrem Studium. In dieser Hinsicht war mein Masterstudium Computational Intelligence sehr gut: Es gab nur wenige Pflichtfächer, die allermeisten Fächer konnte man sich frei aus einem Katalog seinen individuellen Interessen entsprechend aussuchen. Das absolute Gegenteil davon war das Medizinstudium: Hier war alles vorgegeben, nur ein einziges Wahlfach im ganzen Studium konnte man sich frei aussuchen.

Was das Berufsleben betrifft, kann man ja ohnehin nie erwarten, sich selbst im Beruf völlig verwirklichen zu können. Für Höchstbegabte wäre wohl der Beruf eines Universitätsprofessors noch der am besten geeignete, weil er verschiedene Fähigkeiten erfordert und es erlaubt, auch eigenen Interessen geistiger Natur nachzugehen. Ein Höchstbegabter mag zwar auch in anderen Intelligenzberufen aufgehen, wie etwa dem Beruf des Schriftstellers, aber das sind bekanntlich alles recht brotlose Professionen. Die meisten Höchstbegabten wären wohl schon froh, wenn sie zumindest einen "normalen" Beruf hätten, der ihnen ein regelmäßiges Einkommen sicherte, auch wenn sie ihre Begabung nur zum Teil nutzen könnten. In diesem Fall bliebe dann eben die Freizeit, um geistig anspruchsvolleren Tätigkeiten nachzugehen.

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