Stochastokratie

Und wieder stelle ich fest, dass ich nicht der Erste war, der eine Idee gehabt hat - aber soweit ich weiß, wurde sie noch nicht umgesetzt.

Die Rede ist von der Stochastokratie, der Herrschaft des Zufalls. Kurz gesagt: Politiker verwenden meist eine von zwei Heuristiken zur Entscheidungsfindung, die eine ist ideologisch (also weltanschaulich begründet) und die andere pragmatisch (man gibt gewisse weltanschauliche Ansichten auf, um realpolitische Ziele zu erreichen). Die dritte denkbare Heuristik wäre die Stochastik. Dabei würden Politiker aus einer vorgegebenen Menge von Optionen per Zufallsgenerator diejenige auswählen, die sie dann vertreten.

Eine stochastokratische Partei könnte beispielsweise wie folgt vorgehen: Man wählt ein Thema aus, zum Beispiel "Bildungspolitik", und lädt die Leute zu einer Brainstorming-Session ein. Jeder soll möglichst verrückte Ideen zum Thema vorschlagen. Diese werden dann nummeriert, zum Beispiel:

1. Es sollte keine Schulen mehr geben.
2. Der Unterricht sollte zwischen Mitternacht und fünf Uhr früh stattfinden.
3. Jeder Schüler muss während des gesamten Unterrichts einen Kopfstand machen.
4. Die Lehrer sollten nichts mehr bezahlt bekommen und zölibatär leben.

Dann wird ein Computerprogramm gestartet, das eine Zufallszahl ausgibt, zum Beispiel die Drei. Und schon ist das bildungspolitische Programm der stochastokratischen Partei festgelegt: "Jeder Schüler muss während des gesamten Unterrichts einen Kopfstand machen."

Wenn jemand behauptet, der Libertarismus wäre die gefährlichste politische Ideologie der jüngeren Vergangenheit, dann kannte er die Stochastokratie noch nicht! Diese birgt allerdings nicht nur Gefahren, sondern auch ein gewisses Unterhaltungspotenzial.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

The Demoscene

Digital Art Natives

Autobiographical Sketch