Zwischenmenschliches

Ich habe mich oft gefragt, warum manche Leute (wohlgemerkt: hauptsächlich solche, die mich nur aus dem Internet kennen und mit denen ich nie persönlich zu tun gehabt habe) sagen, dass sie mich nicht mögen. Darüber habe ich jetzt wieder nachgedacht, weil ein Bekannter aus dem echten Leben mir heute gesagt hat, dass er mich für sehr nett hält, und mir eine hohe soziale Intelligenz attestiert hat. Einige Gedanken dazu:

Wenn manche Leute gesagt haben, dass sie mich für "böse" halten, oder versucht haben, mich so darzustellen, dann hat das immer dazu geführt, dass ich mich nach dem Warum gefragt habe. Ich konnte mir das gerade deswegen nicht erklären, weil ich mich doch immer bemüht hatte, den Anforderungen meiner Mitmenschen zu entsprechen, anstatt nur an mich selbst zu denken und nur das zu tun, was mir unmittelbar nützte. Manchmal habe ich geglaubt, dass die Leute einen falschen Eindruck von mir hätten. Inzwischen bin ich aber auf eine Idee gekommen, die mir wegen meiner früheren Naivität noch vor zehn Jahren gar nicht eingefallen wäre. Nämlich dass in Wirklichkeit diese Leute gar nicht so "gut" sind bzw. keinesfalls sie "die Guten" und ich "der Böse" bin, sondern eher umgekehrt. Nur wird das natürlich niemand von ihnen zugeben.

Als ich meine Homepage zu Beginn meiner Studienzeit ins Internet stellte (das ist nun auch schon über zehn Jahre her), meinte ein Bekannter aus dem IRC zu mir, die Leute hätten im Channel über meine Homepage diskutiert und keiner würde mich sympathisch finden. Vor allem sei es dumm von mir, öffentlich bekannt zu geben, dass ich mit einem Notendurchschnitt von 1,0 maturiert habe. Das zeige, dass ich mir zu wenig bewusst sei, dass ich nicht alleine auf der Welt bin.

Diese Aussagen muss man analysieren. Wenn ich sie richtig verstanden habe, heißt das, dass die Leute auf mich wegen meiner schulischen Erfolge neidisch gewesen sind. Dann mag ich vielleicht dumm gewesen sein, weil ich nicht bedacht habe, dass meine Homepage bei den anderen Menschen Neid erwecken könnte, aber wer hat denn in diesem Fall moralisch verwerflich gehandelt: derjenige, der den Neid erweckt hat, oder derjenige, der auf den Anderen neidisch geworden ist und ihm seine Erfolge missgönnt hat?

Jedenfalls ist klar: Auch wenn man moralisch im Recht ist, kann man nichts gegen eine Masse von moralisch falsch handelnden Menschen ausrichten. Letzten Endes sind Letztere zusammen die Stärkeren.

Meine Naivität oder "Dummheit" mag wohl damit zusammenhängen, dass ich vermutlich in einem Umfeld sozialisiert worden bin, das für die Gesamtheit der Gesellschaft nicht repräsentativ sind. Alle Mitschüler sehr nett, recht intelligent und durchaus an Bildung interessiert. Die Erfahrung, dass mir jemand meine Erfolge missgönnt hätte, habe ich nie gemacht. Ich glaubte zwar manchmal, meine Schulklasse hätte kein allzu hohes Niveau, aber im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung hatte sie es offenbar sehr wohl.

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