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Anpassungsschwierigkeiten

In Hochbegabtenforen trifft man sehr häufig Leute an, die klagen, dass sie trotz ihrer Begabung in der Schule nicht besonders gut gewesen seien. In einem solchen Fall kann man entweder sich selbst die Schuld geben oder die Schuld bei anderen Personen suchen. Meiner Erfahrung nach geben die meisten sich selbst die Schuld. Sie werfen sich vor, nicht fleißig genug gewesen zu sein. Dabei ist es meiner Meinung nach aber sehr wohl legitim, die Schuld dem System zu geben. Denn es ist nicht richtig, dem Hochbegabten mangelnde Anpassung an externe Anforderungen vorzuwerfen; das Externe ist nämlich nicht absolut. Die Umweltbedingungen können sich ändern. Im Prinzip ist unser ganzes politisches und gesellschaftliches System ein Provisorium. Es hat sich zu einem gewissen Grad bewährt, das System funktioniert mehr oder weniger; es erfüllt aber nicht den Anspruch, allen Menschen gerecht zu werden. Wenn gerade ein Hochbegabter im System versagt, wo man doch von Hochbegabten erwarten würde, dass sie v

Asperger

Seit einigen Jahren wird nicht nur die Hochbegabung in den Medien immer wieder thematisiert (so bringt derzeit unter anderem Spiegel Online - wieder einmal - eine Serie zu diesem Thema), sondern auch ein Phänomen, das mit dieser in einer gewissen Beziehung steht, aber im Gegensatz zur allgemeinen Hochbegabung als Krankheit gewertet wird. Die Rede ist vom Asperger-Syndrom. Während man früher manche Leute bloß als ein bisschen eigen, introvertiert oder auch als "Freaks" bzw. "Nerds" bezeichnet hat, so gibt es nun einen handfesten Begriff, der gewisse dieser Charakterzüge beschreibt und sie zu einem Krankheitsbild erklärt. In Folge dessen müssen die Freaks von früher heutzutage immer öfter erleben, dass sie von Leuten (wohlgemerkt: meistens handelt es sich dabei um medizinische Laien!) als Asperger-Autisten bezeichnet werden. Ob man jemanden einen "Freak" oder einen "Aspie" nennt, ist grundsätzlich ja eigentlich nicht von Belang. Das Problem ist nur

Blog-Statistiken

Der von mir nun genutzte Blog-Provider Blogger hat gegenüber dem von mir früher genutzten Provider LiveJournal den großen Vorteil, dass er mir anzeigt, wie oft einzelne Blog-Postings aufgerufen wurden. Wohlgemerkt: Wenn jemand nicht ein bestimmtes Posting aufruft, sondern nur die "allgemeine" Adresse des Blogs, wird nicht registriert, wie oft er welches Posting gelesen hat. Eh klar! Aber da ich in Facebook und Google+ direkte Links zu meinen einzelnen Blog-Postings bringe, ist diese Statistik dennoch aussagekräftig. Die Top 7 meiner Blog-Postings sind demnach: 1. Warum ich mich von Foren verabschiedet habe - 85 2. Überlegungen zum Vier-Farben-Satz - 83 3. Warum Altruismus ein Zeichen von Unreife ist - 75 4. Warum ich den Nobelpreis anstreb(t)e - 67 5. Was ich aus heutiger Sicht anders gemacht hätte - 56 6. Stochastische Unabhängigkeit - 49 7. Lässt sich mit Informatik Geld verdienen? - 46 Das zeigt, dass interessanterweise vor allem die persönlichen Postings auf Interesse sto

Hochbegabte und der Umgang mit Menschen

Hochbegabten wird oft vorgeworfen, nicht gut mit Menschen umgehen zu können. Das mag zweierlei Ursachen haben: einerseits könnte es an der Intelligenz selbst liegen, andererseits aber auch an von der Intelligenz an sich unabhängigen Persönlichkeitsmerkmalen, die bei einzelnen Hochbegabten auftreten. Während ich früher eher Anhänger der zweiten Theorie war, muss ich sagen, dass ich inzwischen auch einsehe, dass die Intelligenz selbst das Problem sein kann. Es gibt ja verschiedene Ausprägungsgrade der Hochbegabung. Bei Mensa ist es so, dass darauf nicht Wert gelegt wird. Innerhalb der Mensa gilt jedes Mitglied als gleichberechtigt. Aber in der Realität gibt es sehr wohl Unterschiede. Wenn jemand knapp über dem Mensa-Kriterium liegt, wird er wahrscheinlich noch einen recht guten Draht zu seinen nicht hochbegabten Mitmenschen haben. Je stärker die Hochbegabung ausgeprägt ist, umso schwerer hat man es. Der Grund ist einfach, dass Intelligenztests verschiedene Komponenten der Intelligenz mes

Meine Gedanken zur Studienwahl

Dass ich Medizin studiert habe, war im Prinzip das Blödsinnigste, was ich je gemacht habe. Denn ich bin inzwischen der Meinung, dass man das Studium an der Universität in erster Linie als Berufsausbildung betrachten sollte, und das bedeutet, dass man das studieren sollte, worin man bereits relativ gut ist - in meinem Fall wäre also in erster Linie Informatik in Frage gekommen, als Alternativen dazu Mathematik, Physik, eventuell Chemie oder auch Philosophie (aber was kann man mit Philosophie schon beruflich anfangen?). Das Medizinstudium war für mich hingegen keine Berufsausbildung, sondern diente dem Zweck, meinen geistigen Horizont zu erweitern. Man kann auch die Universität zu diesem Zweck nutzen, allein: ein komplettes Medizinstudium nur aus diesem Grund zu absolvieren, rechtfertigt den damit verbundenen Aufwand nicht. Medizin sollte man nur studieren, wenn man wirklich Arzt werden möchte. Für andere Berufsbilder, wie etwa Forschung, Journalismus oder pharmazeutische Industrie, sind

Über den Absolutheitsanspruch

Was mich immer wieder ärgert, ist, wenn ich einer Person begegne, die in weltanschaulichen Fragestellungen einen Absolutheitsanspruch erhebt. Hier in Österreich gibt es nicht wenige Leute dieser Art. Ich vermute, dass sie durch ihre Erziehung weltanschaulich geprägt wurden und nie gewisse Dinge, die ihnen von Altvorderen als "Wahrheiten" vermittelt wurden, ernsthaft in Frage gestellt haben. Mich wundert es schon, wenn jemand - noch dazu, wenn diese Person in einem Intelligenztest gut abgeschnitten hat - bestimmte Ansichten für absolut wahr hält und nicht erkennt, dass es sich um subjektive Ansichten handelt, über die man (zumindest nach aktuellem Stand der Wissenschaft - wobei natürlich auch der Anspruch der Wissenschaft auf Wahrheit in Frage zu stellen ist) kein objektives Urteil abgeben kann. Um ein konkretes Beispiel zu bringen, werde ich über eine Bekannte reden, die früher im Verein Mensa Mitglied war. Beruflich ist sie Didaktikerin und fördert insbesondere hochbegabte K

Das Human Brain Project

Der Trailer auf http://www.humanbrainproject.eu / und die weiteren Ausführungen auf den einzelnen Unterseiten haben mich nicht völlig davon überzeugt, dass dieses durchaus sehr ehrgeizige Projekt von Erfolg gekrönt sein wird. Im Prinzip handelt es sich um ein Software-Entwicklungs-Projekt, dessen Ergebnis ein Programm sein soll, das das menschliche Gehirn simuliert, basierend auf Unmengen von Daten, die in Jahrzehnten der Forschung gesammelt wurden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die vorhandenen Daten ausreichen, um dieses Ziel zu erreichen. Jedoch könnte dieses Projekt Forschern zeigen, wo es noch Wissenslücken gibt, die durch weitere Forschung gefüllt werden müssten. Die Autoren der Website geben selbst zu: "Today, the knowledge we need is lacking." ( http://www.humanbrainproject.eu/why_the_human_brain.html ) Das ist auch meine Vermutung: Das Wissen reicht nicht aus, um ohne weitere Grundlagenforschung ein Programm entwickeln zu können, das das menschliche Gehirn komplet

Die Fächer im Medizinstudium

Die Prüfungsfächer im alten Studienplan Medizin an der Medizinischen Universität Wien lassen sich großteils zwei verschiedenen Gattungen zuordnen: Einerseits gibt es morphologisch orientierte Fächer, in denen es darauf ankommt, wie etwas aussieht bzw. welchen visuellen Eindruck es hinterlässt. Hier kommt es meistens auf Dinge an, die man mit dem Auge erkennen kann, sei es makroskopisch oder unter dem Mikroskop. Die klinischen Fächer dieser Art sind eher chirurgisch orientiert und erfordern handwerkliches Geschick. Beim Lernen kommt es sehr auf ein gutes Gedächtnis an. Logisches Denken nützt wenig. Andererseits gibt es funktionell orientierte Fächer, die sich mit Vorgängen im Körper beschäftigen. Viele dieser Vorgänge sind molekularer Natur und können weder mit freiem Auge noch mit dem Mikroskop wahrgenommen werden. Somit sind diese Fächer viel abstrakter. Die klinischen Fächer dieser Art sind eher internistisch orientiert und erfordern oft die Interpretation von Laborbefunden zur Diagn