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Politik und Schule

Als ich vor einigen Jahren die Biografien zweier Ärzte las, die unter anderem zur Zeit der Weimarer Republik lebten und damals die Schulbank drückten, war ich erstaunt, dass sie so viel über die politische Gesinnung ihrer einzelnen Lehrer Bescheid wussten. Anscheinend war es damals noch nicht verboten, an öffentlichen Schulen parteipolitische Stellungnahmen zu verbreiten. Bei uns äußerten sich die Lehrer selten offen über Politik, aber man konnte im Laufe der Jahre schon einige Dinge in Erfahrung bringen: Unsere Englischlehrerin gehörte dem linksgrünen Spektrum an, engagierte sich in ihrer Freizeit für Umweltschutzorganisationen und Amnesty International. Unser Lateinlehrer war ein erzkonservativer Monarchist. Die Deutsch- und Französischlehrerin hatte sich in ihrer Jugend bei den "Freiheitlichen" (Deutschnationalen) engagiert und später der Sozialdemokratie zugewandt. Die Geschichtelehrerin bezeichnete sich selbst als "konservativ". Der Physiklehrer war in der &quo

"Genderwahn"

Konservativere Fraktionen der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) kritisieren gelegentlich den so genannten "Genderwahn", nämlich das Bestehen mancher Professorinnen und Professoren darauf, schriftliche Arbeiten geschlechtsneutral zu verfassen. In diesem Zusammenhang wäre beispielsweise auch die von mir verwendete Bezeichnung der ÖH als "Österreichische Hochschülerschaft" falsch, richtig wäre "Österreichische HochschülerInnenschaft". Angeblich hätte ich für diesen Fauxpas an manchen Fakultäten (hier habe ich ausnahmsweise gegen keine Regel verstoßen, Fakultätinnen gibt es nämlich nicht) schon eine schlechtere Note kassiert, selbst wenn mein Aufsatz inhaltlich und orthographisch perfekt gewesen wäre. In meinem Studium hat das alles jedenfalls keine Rolle gespielt. Im Medizinstudium musste man keine Aufsätze schreiben, und auch im Informatikstudium kam man selten in die Situation, sich fragen zu müssen, ob man nun "Studenten" oder "Studier

Qualität des Denkens

Eine Bekannte von mir, eine studierte Psychologin, meinte einmal, dass sich Hochbegabte in ihrer Denkweise qualitativ nicht von Normalbegabten unterscheiden würden. Diese Bemerkung schoss mir heute durch den Kopf, als ich über etwas anderes nachdachte: Marco Ripà stellte einmal die Vermutung an, ich würde mich nicht durch eine extrem hohe Denkgeschwindigkeit auszeichnen, sondern vor allem durch eine ungewöhnliche Tiefe des Denkens. Diese Vermutung könnte aus meiner subjektiven Sicht richtig sein. Damit möchte ich nicht behaupten, ich wäre langsam im Denken, im Gegenteil - die Geschwindigkeit meines Denkens dürfte durchaus über dem Durchschnitt liegen. Das haben auch so genannte Speed-Tests gezeigt. Bei einem Rechentest beispielsweise, bei dem es darum ging, innerhalb von zwanzig Minuten möglichst viele Rechenaufgaben zu lösen, kam ich auf fast tausend gelöste Aufgaben (von denen ich nur vier falsch hatte). Der Durchschnittsbürger schafft in dieser Zeit angeblich nur siebenhundert solch

Wer ist "gescheit"?

Soeben habe ich mir ein Video angesehen, das einen Zwölfjährigen zeigt, wie er einen Vortrag über wissenschaftliches Arbeiten hält. Dieser Junge ist angeblich ein Wunderkind, dem schon in seinem zarten Alter so manche geistige Spitzenleistung, vor allem auf dem Gebiet der Astrophysik, gelungen ist. Das hat mich daran erinnert, dass ich früher auch gerne als Wunderkind gegolten und solche Vorträge vor großem Publikum gehalten hätte. Aber hier in Österreich ist es anders als in Amerika. Hierzulande wird nicht so viel Tamtam um die Hochbegabten gemacht. Als ich zur Schule ging, war es offiziell sogar nicht einmal möglich, Klassen zu überspringen, geschweige denn, noch vor der Matura mit einem Studium an der Universität zu beginnen. Seit ich regelmäßig die Medien verfolge, sind mir nur zwei österreichische Wunderkinder untergekommen, über die dort immer wieder berichtet wurde: Jonas Kraft und Marian Kogler. Von beiden hört und liest man seit geraumer Zeit nichts mehr. Ich frage mich warum

Entwicklung und Unterschiede

Gestern bin ich darauf gekommen, worin eigentlich die Unterschiede zwischen mir und anderen Menschen bestehen: Offiziell ist gedacht, dass man sich in den ersten Jahren seines Lebens mit allen möglichen Dingen beschäftigt. Spätestens nach der Matura soll man sich dann aber auf ein Fach spezialisieren. Auch über dieses Fach erlernt man zunächst einmal allgemeine Dinge und im Laufe des Studiums geht man immer mehr in die Tiefe, aber auch in die Enge. Schließlich, spätestens nach dem Studium, widmet man sich dann ganz einer Sache und wird, wenn man begabt ist, zu einem Experten, der möglicherweise sogar zur Weltspitze in seinem Fach gehört. Das wäre der traditionelle Lebensweg eines Akademikers. Was mich davon unterscheidet: Ich habe mich schon in sehr jungen Jahren spezialisiert, nämlich auf die Informatik, damals vor allem auf die praktische Informatik, also Programmierung. Dabei habe ich zwar meine Pflichten als Schüler nicht vernachlässigt, aber im Vordergrund stand meine Beschäftigun

Mein Rat an Bundeskanzler Faymann

Lieber Werner, dass die SPÖ derzeit zwar den Bundeskanzler stellt, aber zahlreiche Schlüsselressorts (Außen, Innen, Wirtschaft, Finanz, Wissenschaft, Justiz) in den Händen des Juniorpartners ÖVP sind, hängt meines Erachtens damit zusammen, dass die SPÖ die Blauen ausgrenzt. So hatte die SPÖ nach der letzten Wahl keine andere Möglichkeit, als eine Koalition mit der ÖVP einzugehen, denn die Grünen waren zu schwach. Die ÖVP konnte sich auf diese Weise mit ihren Forderungen durchsetzen. Mein Rat an dich, lieber Werner: Höre auf, die Blauen auszugrenzen. Du wirst sehen, dass du dann viel mehr Spielraum haben wirst. Wenn der Strache Innenminister werden will, warum nicht? Hauptsache, die SPÖ bekommt das Wissenschaftsressort und die CV-Vetternwirtschaft an den Universitäten hat ein Ende. Herzliche Grüße, CDV (Dr. med. univ., Dipl.-Ing.)

Brief an den neuen Vorsitzenden von Mensa Österreich

Lieber Gerald, ich gratuliere dir recht herzlich zu deinem neuen Amt und möchte dir, aber auch Rudi, der jetzt den Vorstand von Mensa International verstärkt, alles Gute und viel Glück wünschen. Als Vorsitzender des Vorstands von Mensa Österreich verfügst du nun über die Autorität des Amtes, zusätzlich zur bereits zuvor bestehenden Autorität der Person, und hast die Möglichkeit, das Vereinsleben maßgeblich nach deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ich hoffe, dass die Mitglieder im Großen und Ganzen mit deinen Vorhaben einverstanden sein werden und du von ihnen tatkräftige Unterstützung bekommen wirst. Sicherlich wäre es zu begrüßen, wenn Mensa in den Medien stärker präsent wäre und es in der nächsten Zeit zahlreiche neue Mitglieder, eventuell auch solche in prominenter gesellschaftlicher Stellung, geben würde. Vielleicht könnte man auf diese Weise den Bekanntheitsgrad und die gesellschaftliche Akzeptanz der Mensa erhöhen und so auch einzelnen Mensa-Mitgliedern helfen, eine ihren

Missverständnisse

Ich glaube, dass viele ein falsches Bild von mir vor allem deshalb haben, weil sie mich schlicht und ergreifend nicht kennen. Außerdem interpretieren viele öffentliche Äußerungen von mir falsch, zum Beispiel indem sie Dinge dazuerfinden, die ich gar nicht gesagt und auch nicht gemeint habe. Ein Beispiel dafür war eine Diskussion auf pouet.net vor einigen Wochen, in der es um Mensa ging. Ich erzählte, was für Leute dort Mitglied seien - beispielsweise Hausfrauen, Automechaniker, Kellner -, und einer sagte daraufhin, das seien doch "ordinary people", wieso sei ich dann stolz darauf, Mitglied dieses "special club" zu sein; ein solcher Klub, der "ordinary people" als Mitglieder habe, könne doch "not so special" sein. Das ist ein klarer Fall von Fehlinterpretation. Denn ich kann mich nicht erinnern, dass ich Mensa je als einen "special club" bezeichnet hätte und schon gar nicht als einen "special club" in seinem Sinne, wo lauter he