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Bildung wird überschätzt

So, und jetzt kommt ein Blogartikel, der vielleicht in eine etwas andere Richtung geht als die meisten davor: Jahrelang habe ich so getan, als würde ich dieses System (in erster Linie meine ich das Bildungssystem) unterstützen und es für gut finden. Das war in Wirklichkeit nur eine gut geschauspielerte und mit viel Ausdauer durchgehaltene Tarnung. Denn ich war der Meinung, dass es besser ist, so zu tun, als würde man mitspielen, als gleich offen zu rebellieren, wie es viele tun. Die offenen Rebellen schießen sich nämlich selbst ins Out. Wenn man wirklich etwas ändern will, dann ist es am besten, wenn man selbst im System hochkommt und dann, an der Spitze angekommen, das System niederreißt. Mich haben die meisten Lehrer einfach für einen guten Schüler gehalten, ich war "der besonders Gescheite". Warum ich in der Schule so gut war, konnten sie sich nicht erklären; manche dachten, ich würde daheim ständig lernen. Was ich in meiner Freizeit wirklich gemacht habe, haben nur wenige

Hochbegabtenförderung

Wenn Erwachsene von "Hochbegabtenförderung" sprechen, dann meinen sie damit die Förderung der leicht überdurchschnittlich Begabten, die zwar leichter lernen als die meisten, aber noch nicht intelligent genug sind, die Lügen und Propaganda der herrschenden Klasse zu durchschauen. Die tatsächlich Intelligenten werden hingegen als Feinde betrachtet, und man versucht sie zu marginalisieren.

Im Geist der Aufklärung

Vor einigen hundert Jahren gab es eine Zeit, die sich Aufklärung nannte. Wir leben immer noch im Erbe dieser Zeit. Damals begann man, Normen und tradierte Meinungen zu hinterfragen, ja sogar in Frage zu stellen. Es entwickelte sich die rationale Wissenschaft, die auf Basis einer mehr oder weniger durchdachten Erkenntnistheorie zu mit möglichst großer Wahrscheinlichkeit richtigen Ergebnissen gelangte. Auch heute noch wird von uns Menschen erwartet, dass wir kritisch sind und ja nichts einfach nur so glauben, weil es uns jemand sagt. Die ganze Erziehung folgt diesem kritischen Geist. Gerade deswegen werden analytische Fähigkeiten, auch Intelligenz genannt, so hoch gewertet. Sie erlauben es uns, zu richtigen Schlüssen zu kommen, vorausgesetzt, dass die Annahmen richtig sind. Das ganze Schulsystem ist darauf ausgelegt, in erster Linie Jugendliche zu selektieren, die in dieser Hinsicht besonders begabt sind. Natürlich ist für diese Leute dann der Beruf des Wissenschaftlers sehr erstrebenswe

Die soziale Ader der Liberalen

Mir sind in den letzten Tagen einige Gedanken durch den Kopf gegangen, ohne dass ich dazu gekommen wäre, sie aufzuschreiben. Vielleicht werden mir einige davon im Laufe der Zeit wieder einfallen, so dass ich das Notieren nachholen kann. Ein Gedanke jedenfalls betrifft die soziale Ader der Liberalen. Wenn Liberalen Egoismus und Gier unterstellt wird, dann glaube ich nicht, dass das zutrifft. Ich glaube sogar, dass Menschen, die sich für den Liberalismus begeistern, selbst in vielen Fällen in besonderem Maße sozial veranlagt sind. Man kann das so erklären: Als sozial veranlagte Menschen sind sie bereit, Leistungen zu erbringen und für Andere zu arbeiten. Sie machen das von selbst, ohne extra dazu gezwungen zu werden. So ergibt sich einerseits ein fehlendes Verständnis für die Notwendigkeit von Zwangsmaßnahmen, die den sozialen Zusammenhalt erhöhen sollten (man ist auch ohne diese Maßnahmen sozial), andererseits aber auch eine Sehnsucht nach Freiheit - dass man endlich auch ein bisschen L

Zeit investieren

Im Studium hatte ich einen Kollegen, der mir einmal sagte, beim Lernen für Prüfungen sei es immer eine Frage der Zeit, die man bereit sei, dafür zu investieren. Zwar verstand ich, was er meinte, aber ich fand diese Meinung ungewöhnlich. Denn ich war nicht erzogen worden, selbst zu entscheiden, wie ausführlich ich mich einer Aufgabe widmen möchte. Vielmehr hieß es in meiner Erziehung: "Was man macht, das macht man ordentlich." Koste es, was es wolle. Ich habe auch nie die Zeit gestoppt, die ich für meine Hausaufgaben gebraucht habe, oder gar beschlossen, nur eine bestimmte Zeit lang zu arbeiten und dann aufzuhören (und zu riskieren, eine schlechtere Note zu bekommen). Bei mir war es immer so, dass ich so lange gearbeitet habe, bis alles perfekt war. Freilich: Bei mir ging das immer recht schnell. Meistens war ich schon nach einer Stunde mit den Hausaufgaben fertig, selten brauchte ich länger als zwei Stunden. Aber wenn es wirklich nötig gewesen wäre, hätte ich auch bis Mittern

Paradies auf Erden

Ich stelle die Frage mal in den Raum: Leben wir im Paradies auf Erden oder sind wir auf dem Weg dazu? Die meisten werden wahrscheinlich sagen: Nein, wir leben nicht im Paradies auf Erden, und Pessimisten werden weiters meinen, nein, wir sind auch nicht auf dem Weg dazu. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass der Zustand, den wir jetzt haben, das Gelbe vom Ei sein kann. Es kann doch nicht sein, dass sich die meisten Menschen ständig bemühen müssen, Geld zu verdienen, weil sie es brauchen, um für anfallende Ausgaben aufzukommen. Ausgaben, die notwendig sind, um am Leben zu bleiben, wobei der Lebensinhalt wiederum darin besteht, weiter wie bisher zu arbeiten, immer weiter, bis man endlich die wohlverdiente Pension erreicht hat. In der idealen Welt könnte jeder machen, was er will, und müsste keine Sorgen um seine Existenz haben. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Idealzustand erreicht werden könnte, wenn man es schaffen könnte, dass alle Menschen unend

Österreichs Nobelpreisträger

Ich nehme an, dass die Medien früher oder später darauf kommen werden, dass einer der diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger österreichisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger ist. Daher bin ich gespannt, ob sie wieder hinausposaunen werden "Österreicher bekommt Nobelpreis!", wie sie dies vor etwas mehr als zehn Jahren bei Eric Kandel gemacht haben, woraufhin dieser dann empört zurückgewiesen hat, ein österreichischer Nobelpreisträger zu sein. Wenn gebürtige Österreicher Nobelpreise abräumen, aber ihre Karriere weitgehend im Ausland gemacht haben, dann zeigt das vor allem zwei Dinge: einerseits, dass der Genpool in Österreich nicht so schlecht ist - es gibt doch Menschen, die von Natur aus begabt genug sind, um nobelpreiswürdige Leistungen zu erbringen. Andererseits zeigt es aber auch, dass es offenbar nur möglich ist, diese Leistungen zu erbringen, wenn man ins Ausland geht. Der Fehler liegt also im System. Ich habe es schon oft gesagt: Hier in Österreich ist das System zu sehr

Denken und Wissen

Von Pädagogik habe ich zwar nicht so viel Ahnung, aber mir scheint es so zu sein, als hätte es in den letzten Jahrzehnten einen Trend in die Richtung gegeben, im Schulunterricht mehr auf kognitive Fähigkeiten (also aufs Denken) Wert zu legen und weniger auf reines Wissen (Auswendiglernen). Nutznießer dieser Umstellung war bereits ich. Das Medizinstudium stellte deswegen einen großen Kontrast für mich dar, weil es dort genau umgekehrt war. Man erkennt das deutlich an meinen Noten: Matura mit 1,0, Medizin-Doktorat mit 2,5. Dass ich nicht unbedingt blöder geworden bin, wird dadurch bewiesen, dass ich gleichzeitig mein Informatikstudium mit 1,5 abgeschlossen habe. Das Medizinstudium stellte eben ganz andere Anforderungen als alles Andere, das ich gemacht habe. Ich fragte mich, warum das so ist, und hatte folgenden Einfall: Gerade in konservativen, religiös geprägten Gesellschaften wird das selbstständige Denken zum Teil sogar unterdrückt statt gefördert; wenn wirklich das durchschnittliche