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Es werden Posts vom Juni, 2013 angezeigt.

Freiheit und Gleichheit

In Rahims interessantem Büchlein über den Orient wird auch Erik Ritter von Kuehnelt-Leddihn zitiert, dessen Werke mir reizvoll genug erscheinen, um sich mit ihnen näher zu beschäftigen. Kuehnelt-Leddihn, geboren zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bezeichnete sich selbst als "katholischen, rechtsradikalen Liberalen" und meinte damit vor allem, dass er gegen jede Form von Kollektivismus eingestellt sei, also gegen Sozialismus, Nationalsozialismus und Faschismus. Aber auch der Demokratie gegenüber war er kritisch, denn er betrachtete sie als eine Vorstufe dieser kollektivistischen Regierungsformen und als selbst inhärent totalitär. Sicher muss sein Schaffen unter dem Aspekt analysiert werden, dass er noch in der Zeit der Monarchie aufgewachsen ist und den Verlust alter Adelsprivilegien als schmerzhaft empfunden hat. Aber seine Ansichten sind dennoch interessant genug, um sich zu fragen, ob sie zutreffend sein könnten. Er meinte jedenfalls, dass Freiheit und Gleichheit einander entg

Der letzte liberale Edelmann

Ich habe Jörg Guido Hülsmanns umfangreiche Mises-Biografie "The Last Knight of Liberalism" kurz angelesen, vor allem um festzustellen, welche Gemeinsamkeiten es zwischen Mises' Leben und meinem eigenen bisherigen Werdegang gibt. Dabei habe ich doch Einiges gefunden, das uns verbindet. Hier einige Zitate und Anmerkungen. Mises wurde 1881 geboren, also ungefähr 100 Jahre vor mir. Er besuchte das Gymnasium in Wien, was ich, hundert Jahre nach ihm, ebenfalls getan habe. Hülsmann behauptet, die heutigen Schulen wären mit den Schulen zu Mises' Zeiten nicht vergleichbar. Damals seien die Anforderungen höher gewesen, und die an Gymnasien unterrichtenden Personen seien eher mit Universitätsprofessoren als mit den heutigen Lehrern vergleichbar gewesen. Wenn ich mir aber durchlese, was Hülsmann über die Schulzeit Mises' schreibt, dann muss ich sagen, dass mich vieles an meine eigene Schulzeit erinnert. Zitat Seite 33: "While at the Akademischen Gymnasium, Mises read Cae

Guten Tag und Grüß Gott

Früher glaubte ich, "Guten Tag" und "Grüß Gott" würden das gleiche bedeuten und es wäre egal, welchen Gruß man verwendet. Durch den Artikel über die österreichische Gesellschaft, der vor kurzem in der FAZ veröffentlicht wurde, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Hier in diesem Zusammenhang zwei interessante Begegnungen, die ich kürzlich gemacht habe. In einer Arztpraxis: Rezeptionistin: Grüß Gott! Ich: Guten Tag! Rezeptionistin: Grüß Gott! Beim Institut für Wertewirtschaft: Rezeptionist: Grüß Gott! Ich: Guten Tag! Rezeptionist: Guten Tag! Ich glaube, das sagt alles... Die Arztpraxis liegt in einem Nobelviertel Wiens, und die Leute dort sind nicht ohne Grund sehr konservativ eingestellt. Das Institut für Wertewirtschaft ist hingegen liberal, sie nehmen es nicht so eng. Allerdings grüßen sie vermutlich defaultmäßig mit "Grüß Gott", weil die meisten Kunden als wirtschaftsliberal orientierte Menschen eher der ÖVP als der SPÖ nahe stehen.

Wenn ich Professor wäre...

Wie schon öfter gesagt, wäre mein absoluter Traumberuf Universitätsprofessor. Dazu braucht man aber mehr als ein Doktorat; vor allem müsste ich ein Institut finden, das mich als wissenschaftlichen Mitarbeiter akzeptiert, damit ich mich nach Jahren harter Arbeit endlich habilitieren kann. Meine Lieblingsfächer im Medizinstudium waren jedenfalls Biochemie und Genetik, und wenn ich Professor wäre, dann wäre ich es am liebsten für diese Fächer. Ich habe mir überlegt, wie ich prüfen würde (das würde mich genauso reizen, wie Vorlesungen zu <p> Ich würde mündlich prüfen und fünf Fragen stellen, eine zu jedem der folgenden Themengebiete: 1. Stoffwechselzyklen 2. Zellbiologische Grundlagen 3. Molekulargenetik 4. Populationsgenetik / Erbgänge 5. Humangenetik / Erbkrankheiten Hier eine kleine Fragensammlung: 1. Stoffwechselzyklen - Zitratzyklus - Harnstoffzyklus - Glykolyse / Glukoneogenese - Pentosephosphatweg - Atmungskette - Lipolyse / Lipogenese (Beta-Oxidation) - Porphyrin-Biosynthese

Ein letztes Mal: IQ-Tests

Da ich nun Diplom-Ingenieur und Doktor der Medizin bin, habe ich keinen Bedarf mehr, Intelligenztests zu machen, um mich selbst zu bestätigen. Ich habe zwei anspruchsvolle Studien abgeschlossen, das ist schon Bestätigung genug. Aber nun ein letztes Posting über meine kognitive Begabung. Ich habe jetzt eine Liste der wichtigsten Tests erstellt, die ich in den vergangenen Jahren gemacht habe. Die meisten sind Online-Tests gewesen. Ich werde noch kurz auf jeden einzelnen Test eingehen. Hier sind jedenfalls meine Resultate: * 3SmartCubes: 156 * C-09: 142 * CCAT: 142 * CFIT: 142 * ENNDT: 172 * Gigi Pro: 144 * GIQ2: 143 * iq-test.cc: 149 * IQ Test Labs (intelligencetest.com): 154 * IQTestClub.com: 154 * Lux25: 152 * Mathema: 155 * MCST40: 144 * NIT Form I: 153 * Numerus Basic: 152 * SLSE I: 140 * Tensa Admission Test: 152 * World Intelligence Test: 157 Das arithmetische Mittel beträgt (wenn man vom höchsten und vom niedrigsten Wert als "Ausreißern" absieht) c

Loyalität und Brillanz

Vorhin war ich beim Institut für Wertewirtschaft, um mir ein Büchlein abzuholen, das mich interessierte. Dort betreute mich ein junger Mann, Doktorand der Wirtschaftswissenschaften, der offenbar am Institut eine Art Praktikum absolvierte und für verschiedene Routinetätigkeiten, wie eben die Interessentenbetreuung und den Verkauf der Büchlein, zuständig war. Da dachte ich mir: Als Doktorand mit Schwerpunkt "Austrian Economics" (die Schule um Mises, Hayek und Co.) hat man es eigentlich schwer, nach dem Studium einen adäquaten Posten zu finden. Das Institut für Wertewirtschaft ist eines der wenigen mir bekannten Institute hier in Österreich, zu dem seine Ausbildung gut passen würde. In diesem Zusammenhang gingen mir daraufhin folgende Dinge durch den Kopf: Zunächst einmal sei gesagt, dass ich hier vom konkreten Fall abstrahiere. Ich kenne den Mann nicht so gut, dass ich eine Aussage über seine Begabungen machen könnte. Ich weiß nur, dass der Gründer des Instituts für Wertewirtsc

Die Naivität der "Wunderkinder"

Zumindest in den Medien wird es als erstrebens- beziehungsweise bewundernswert dargestellt, seine Ausbildung schnell abzuschließen und schon in sehr jungen Jahren als Akademiker arbeiten zu gehen. Deswegen erregen von den zahlreichen Hochbegabten, die es gibt, vor allem "Wunderkinder" wie Marian Kogler besondere Aufmerksamkeit. Marian hat die Matura mit 15 gemacht, mit 16 war er (da er schon während der Schulzeit mit dem Studium angefangen hatte) Bachelor und mit 17 Diplom-Ingenieur, der jüngste Österreichs. Aber als er danach an der TU Wien sein Doktoratsstudium betrieb, wurde er nach kurzer Zeit von den Professoren hinausgeekelt; jetzt ist er in (Ost-)Deutschland. Manche Leute werden vielleicht den Wiener Professoren Vorwürfe machen: Wie kann man denn ein solches Wunderkind nicht in seiner Arbeitsgruppe haben wollen? Wer Marian aber kennt, kann das durchaus nachvollziehen. Und ich nehme an, er steht nur exemplarisch für viele "Wunderkinder" dieser Art. Es genügt e

Klassische und "moderne" Informatik

Als ich mich vor einigen Jahren bei einem medizinischen Forschungsinstitut beworben habe, wurde ich von zwei Abteilungsleitern unabhängig voneinander gefragt, was mich im Informatikstudium am meisten interessiert hätte. Ich antwortete: Algorithmen. Der eine sagte daraufhin nichts, der andere: "What? But that's what computer science was like 50 years ago!" Wahrscheinlich hatte er eher Dinge wie Data Mining oder Machine Learning erwartet, weil diese dem, was am Institut gebraucht wird, näherkommen. Tatsächlich sind Data Mining und Machine Learning ja relativ moderne Dinge, weil sie sehr arbeitsspeicher- und rechenzeitintensiv sind und deswegen erst seit einigen Jahren wirklich in der Praxis angewendet werden können. Aber ich vermisse dabei die Eleganz, die die Genialität des Programmierers auszeichnet. Data Mining und Machine Learning sind eher "brute force", also Holzhammermethode. Deswegen reizten mich diese Subdisziplinen der Informatik, die ich selbstverständl

Worum es im Leben (vielleicht) geht

In Anlehnung an darwinistische Theorien habe ich mich manchmal gefragt, ob das Leben nicht eine Art riesiges Spiel sein könnte, an dessen Ende ein einziges Lebewesen als Sieger stehen könnte. Nach der Theorie des "selfish gene" sind ja Lebewesen, einschließlich Menschen, nur Träger von Erbanlagen, und der Sinn der Existenz als Individuum ist es dafür zu sorgen, dass diese Erbanlagen erhalten und weitergegeben werden. Vieles im Leben hat damit zu tun, dass Lebewesen entweder Sexualpartner bekommen wollen, um ihre Erbanlagen weiterzugeben, oder anderen Lebewesen das Leben schwer machen wollen, um zu verhindern, dass deren Erbanlagen weiterhin im Genpool bestehen bleiben. Diese Mechanismen lassen sich auf allen Ebenen beobachten, nicht nur im Tierreich, sondern auch im menschlichen Alltag. Menschen betrachten einander nach dem Nützlichkeitsprinzip, ist jemand einem nützlich, wird er zunächst toleriert. Wird er aber als überflüssig oder gar als Bedrohung wahrgenommen, versucht ma

Feudale Strukturen

Auf der ganzen Welt lassen sich meines Erachtens feudale Strukturen beobachten. Es gibt lokale, regionale, nationale und supranationale Eliten, die viel besitzen und das ihnen untergeordnete Volk bei Laune halten, indem sie seine Loyalität durch gelegentliche Geschenke belohnen. Ich glaube, in dieser Beziehung gibt es keinen grundlegenden Unterschied zwischen einer traditionellen Monarchie, einem sozialistischen und einem liberalen/kapitalistischen System.

Wirtschaft und Leistung

Allen Leistungsfanatikern ("Im ganzen Leben geht es nur um Leistung") sei ins Stammbuch geschrieben: Laut Wikipedia erwirtschaften etwa 30% der österreichischen Bevölkerung etwa 70% des Bruttoinlandsprodukts. Man überlege sich, was das bedeutet! Wenn das wirklich bedeuten sollte, dass selbst in dem Fall, wenn 70% der Bevölkerung überhaupt nicht arbeiten gingen, Österreich dennoch wirtschaftlich gut dastünde, dann stellt sich die Frage, welchen Sinn es hat, in überschwänglichen Brandreden ständig nur "Leistung" einzufordern; denn offenbar geht es der Wirtschaft auch gut, wenn nur ein relativ geringer Teil der Bevölkerung arbeiten geht. Vielleicht habe ich die Daten aber auch nur falsch interpretiert.

Mensa vor meiner Zeit

Da ich nun viele Ausgaben der Vereinszeitschrift von Mensa Österreich gelesen habe, die um das Jahr 1990 herum und danach erschienen sind, weiß ich einiges über den Verein vor meiner eigenen Zeit (ich bin im Frühling 2002 beigetreten). Anno 1990 hatte Mensa Österreich nur ca. 160 Mitglieder. Jetzt sind es an die 600. Die meisten der aktuellen Mitglieder sind nach dem Jahr 2000 beigetreten. Das wird vorwiegend auf die Internetpräsenz des Vereins zurückgeführt, die um das Jahr 2000 herum online ging. Das hat mich daran denken lassen, dass eigentlich vor dem Internetzeitalter Mensa ein ziemlich obskurer Verein gewesen sein musste. Wer wusste denn schon, dass es so einen Verein gab, und wer wusste, wen man kontaktieren musste, um Mitglied zu werden? Eventuell gab es einen Eintrag im Telefonbuch und ab und zu Werbeeinschaltungen in diversen Zeitschriften (ich weiß allerdings weder das eine noch das andere mit Sicherheit). Ansonsten wird es wohl eher so gewesen sein, dass man selbst Mitglied

Ein gut gemeinter Ratschlag

Lieber Markus Hengstschläger, vor einigen Wochen habe ich dich wieder einmal im Fernsehen gesehen. Damals wurde gerade ein Bericht über die österreichische Forschungslandschaft gebracht, in dem dieser kein gutes Zeugnis ausgestellt wurde. Zerknirscht hast du diesen Bericht kommentiert und gemeint, man müsse das Schulsystem ändern. Lieber Markus, es ginge auch einfacher. Du hast in deinem Buch "Die Durchschnittsfalle" geschrieben, dass du einen Studenten, wenn er zu dir käme und sagte, dass er einen Intelligenztest gemacht und ein außerordentlich gutes Ergebnis bekommen hätte, auslachen würdest, weil das deiner Meinung nach völlig belanglos wäre. Und da wunderst du dich noch, dass es um die Forschung in Österreich offenbar derart schlecht bestellt ist? Vielleicht solltest du deine Einstellung überdenken, denn es ist bekannt, dass keine bekannte messbare Größe mit dem Erfolg in allen Lebenslagen so stark positiv korreliert ist wie der Intelligenzquotient - wenn man denn die Leu

Einsamkeit

Wenn man ein Leitmotiv meiner Jugend benennen sollte, dann mag wohl Einsamkeit ein heißer Kandidat dafür sein. Nicht absolute, sondern relative Einsamkeit, hatte ich doch immer meine Eltern und auch außerhalb der Familie gewisse, wenngleich nicht allzu intensive soziale Kontakte. Aber insgesamt war ich weniger in gesellschaftliche Strukturen eingebunden, als es mir lieb gewesen wäre. Der Mensch ist doch ein Gesellschaftswesen - er fühlt sich nur dann wirklich wohl, wenn er mit anderen Menschen interagieren und irgendwie zu dieser Gesellschaft beitragen kann. Bei mir war es so, dass ich als Einzelkind aufwuchs und nur eine kurze Zeit lang den Kindergarten besuchte. In der Volksschule hatte ich mit vielen Mitschülern ein gemeinsames Interesse an Computer- und Videospielen. Das war ein guter Anlass, um sozial zu interagieren. Jede Woche, manchmal sogar zweimal pro Woche, kam ein Großteil meiner (männlichen) Mitschüler zu mir, um gemeinsam Spiele auszuprobieren. In dieser Zeit war ich rech

Wer ich bin

Vor einigen Jahren meinte ein Besucher meines Blogs, ich wüsste nicht, wer ich sei. Diese Bemerkung bezog sich auf eine kritische Äußerung von mir über den Ärztestand, und er meinte damit wahrscheinlich, dass es sich als Medizinstudent nicht gehöre, seinen eigenen Stand öffentlich zu kritisieren. Aber ich fand diese Bemerkung generell interessant, weil ich mir nie sonderlich Gedanken über meine Position in der Gesellschaft gemacht hatte. Wie im vorigen Artikel geschrieben, identifizierten sich manche Mitschüler von mir mit den Berufen ihrer Eltern ("die Arzttochter" usw.). Das habe ich nie getan. Aber überlegen wir uns mal: Wer bin ich? Ich bin zunächst einmal Wiener - in Wien wurde ich geboren, bin ich aufgewachsen, habe die Schule besucht und studiert. Diese Stadt ist also mein Lebensmittelpunkt. Dann bin ich natürlich Computerfreak und, dazu passend, ab 25. Juni dieses Jahres offiziell Diplom-Ingenieur für Informatik. Außerdem bin ich seit Mai dieses Jahres Doktor der Medi

Über Wissenschaft

Heute habe ich einige Bereiche meiner Homepage zu einer Seite zusammengefasst, die ich "Science", also zu deutsch "Wissenschaft", genannt habe. Das ist ein guter Anlass, um über Wissenschaft selbst nachzudenken.  Wissenschaft ist das, was Wissen schafft. Der Zweck ist also, das Wissen zu vermehren. Da ich selbst aber der Meinung bin, dass man sich nie ganz sicher sein kann, ob das, was man zu wissen glaubt, den Tatsachen entspricht, relativiert sich das Ganze etwas. Wissenschaft beschreibt meiner Meinung nach nicht, wie etwas wirklich ist, sondern wie es zu sein scheint. In der Praxis mögen verschiedene Hypothesen immer wieder bestätigt werden, und es mag möglich sein, den Handlungsspielraum der Menschen durch neuartige technische Entwicklungen zu vergrößern, die auf wissenschaftlichen "Erkenntnissen" basieren. Aber ob das, was man als "Naturgesetze" bezeichnet, wirklich zu hundert Prozent korrekt ist und ob diese Gesetzmäßigkeiten wirklich immer

Von der Interesselosigkeit der Jugend

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann ist es relativ klar, was mich damals am meisten gestört hat: die Interesselosigkeit meiner Mitschüler an fachlichen Dingen. Gut, ich möchte mich nicht als strahlende Ausnahmeerscheinung präsentieren, habe ich mich doch bis zum Ende der AHS-Unterstufe selbst fast nur für Computer interessiert. Erst danach entwickelte ich auch ein Interesse an Länderkunde, Weltgeschichte und Politik und im letzten Schuljahr schließlich an molekularer Biologie und Genetik. Aber bei einigen Mitschülern hatte ich den Eindruck, dass sie sich für gar nichts interessiert haben, außer fürs Kartenspielen, Fortgehen und Saufen. Es ging ihnen mehr um "Action" und intensive Erfahrungen als um Wissen und fachliche Kompetenz. Dass jemand etwas erleben möchte, kann man ihm nicht verübeln; das möchte wahrscheinlich jeder gerne. Aber wenn man überhaupt keine fachlichen Interessen hat, obwohl man eine Schule besucht, die auf ein Studium an einer Hochschule vorbereit

Warum ich diesen Blog in Deutsch verfasse

Während ich im alten Blog die deutsche und die englische Sprache bunt gemischt verwendet habe, habe ich diesen Blog bislang rein in deutscher Sprache verfasst. Warum? Zur Illustration zunächst drei Online-Gespräche, die ich in letzter Zeit mit Leuten aus dem Ausland hatte: 1. Q: Why do you write in German? You aren't German. A: I'm Austrian. What do you think is the official language of Austria? Q: Austrian? 2. A: There are many school children in Austria whose parents have immigrated from another country. Often they enter school without any knowledge of the German language. Q: Why should children in Australia need to know the German language? You are a troll! I'll put you onto my ignore list! 3. A: I believe the old medical curriculum here in Vienna (Austria) is far more challenging than at Harvard University. Q: Yes, I believe as well that the medical curriculum may be different in different universities located in the same country. (Er glaubte anscheinend, Wien befände s

Einstellung zu Bildung und Studiendauer

Ich gehöre ja zu der Sorte von Menschen, die gerne ihr Wissen über verschiedene Bereiche erweitern, selbst wenn das Wissen nicht praktisch anwendbar zu sein scheint. Diese Einstellung teilen nicht alle. Mir sind schon einige Menschen begegnet, die Bildung nur als Mittel zum Zweck ansehen, Geld zu verdienen. Sie honorieren es oft gar nicht, wenn sich jemand nur des geistigen Horizonts wegen weiterbildet, und betrachten es als Zeitverschwendung. Zum Teil werfen sie solchen, die an Bildung interessiert sind, sogar unmoralisches Verhalten vor. In diesem Zusammenhang muss ich sagen, dass ich während meiner Schulzeit, die ja auch schon über 12 Jahre her ist, einige Zeit lang regelmäßig "Die Presse" gelesen habe. Ein Studienkollege meinte später im Gespräch, die Ansicht, man solle nur das lernen, was man braucht, sei "kleinbürgerlich". Nun, "Die Presse" gilt bekanntlich als Qualitätszeitung. Aber wenn mein Studienkollege recht hat, dann ist sie äußerst kleinbürge

Die Demoszene - Ein Rückblick

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, in diesem neuen Blog nicht über die Demoszene zu schreiben, weil es sich um ein Kapitel meines Lebens handelt, das ich inzwischen als abgeschlossen betrachte. Aber ich habe mir heute gedacht, dass es vielleicht doch interessant sein könnte, jetzt, mit etwas Abstand, die Angelegenheit retrospektiv zu betrachten. Wer die Demoszene noch nicht kennt, möge bitte zuerst auf Wikipedia nachlesen, worum es dabei geht, bevor er das Lesen dieses Blog-Artikels fortsetzt. Für diejenigen, die Wikipedia nicht erreichen können, zitiere ich den ersten Absatz aus dem relevanten Artikel: "Die Demoszene (unter Insidern 'Die Szene') entwickelte sich unter Anhängern der Computerszene in den 1980er-Jahren während der Blütezeit der 8-Bit-Systeme. Ihre Mitglieder, die häufig Demoszener oder einfach Szener genannt werden, erzeugen mit Computerprogrammen auf Rechnern so genannte Demos - Digitale Kunst, meist in Form von musikalisch unterlegten Echtzeit-Animat

Physik für Mediziner

Heute hatte ich Gelegenheit, das Lehrbuch der Medizinischen Physik von Adolf Friedrich Fercher aus meinem Studium durchzublättern; es war Stoff der Prüfung über Physik, die ich im 1. Semester (also vor mehr als 11 Jahren) gemacht habe, und umfasste rund 1000 Seiten. Dass die Physik in unserem Studium einen derart hohen Stellenwert gehabt hat, ist eigentlich erstaunlich; denn in der ärztlichen Praxis spielen diese Kenntnisse kaum eine Rolle, und im neuen, stärker an der ärztlichen Praxis orientierten Studienplan Medizin wird deswegen auch fast nichts mehr über Physik gelehrt. Auf mich wirkte das Ganze jedenfalls wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Das ganze Buch war im Stil sehr technisch gehalten, äußerst sachlich und nüchtern, überhaupt nicht didaktisch aufbereitet - keine farblichen Hervorhebungen, keine Merkkästchen (lediglich kurze Zusammenfassungen an den Kapitelenden), kurz: überhaupt nichts, was heutige Lehrbücher so auszeichnet. In weiterer Folge ist mir bewusst geworden, da

Die geistige Elite und ihre Auslese

In Facebook schrieb ich heute, dass es oft Günstlinge seien, die in der Wissenschaft Schlüsselpositionen erlangen, und nicht unbedingt Angehörige der geistigen Elite. Dazu hat es einige Fragen gegeben, die ich hier beantworten möchte: 1. Was ist die "geistige Elite"? Antwort: Zur geistigen Elite gehören meiner Meinung nach all jene, die geistig flexibel sind, also nicht stur auf einem bestimmten Standpunkt verharren, logisch denken können, offen für neue Ansichten und Erkenntnisse sind (auch wenn es sich nur um Vermutungen handelt), bereit sind, über Behauptungen nachzudenken, sie zu hinterfragen, auf logischen Gehalt zu überprüfen und unter Umständen in Frage zu stellen, sich nicht auf das Urteil anderer Personen verlassen und in erster Linie der Sache verpflichtet sind und nicht irgendwelchen persönlichen/parteipolitischen Bindungen. 2. Ist der Elite-Begriff nicht problematisch? Antwort: Zu einer Elite gehört meiner Meinung nach jeder, der in einer Sache besonders gut ist.

Lohnt sich ein Studium überhaupt?

In meiner Familie hieß es früher, dass es besser sei, Akademiker zu sein, als Arbeiter zu sein. Das möchte ich aus heutiger Sicht aufgrund meiner Erfahrungen im Studium relativieren. Wenn ich erst jetzt Matura gemacht hätte und vor der Wahl stünde, würde ich aufgrund meines Wissens über die Frustrationen und Probleme, die man als Medizinstudent durchstehen muss, mich nicht wieder für ein Medizinstudium entscheiden. Das Informatikstudium fand ich hingegen leicht, aber im Prinzip weitgehend überflüssig; denn das, was in der Praxis als Software-Entwickler gebraucht wird (und die meisten Informatiker arbeiten als Software-Entwickler, auch wenn manche ursprünglich vorhatten, in die Forschung zu gehen), habe ich mir unabhängig vom Studium, zum Teil sogar vor dem Studium selbst beigebracht. An der Uni habe ich fast nur Theorie gelernt. Diese hat mich zwar durchaus sehr interessiert, aber für die Praxis ist sie eigentlich wenig relevant. Insgesamt hat ein Studium meiner Meinung nach nur einen