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Auf dem Abstellgleis

Ganz ehrlich: Ich fühle mich wie auf dem Abstellgleis, und das schon seit meiner Geburt. Denn anstatt zu lernen, hätte ich schon früh gerne gearbeitet. Aber eben: geistig gearbeitet. Und dafür braucht man in unserem System eben einen Studienabschluss. Tatsache ist: Wenn ich dann in ein paar Monaten endlich in das Berufsleben einsteigen werde, werde ich zwar über mehr Wissen verfügen als vor zehn Jahren. Im Prinzip hätte ich aber schon vor zehn Jahren genug gewusst, um als Programmierer oder Wissenschaftler arbeiten zu können. Denn das Entscheidende ist nicht das, was man an der Uni gelernt hat, sondern das, was man sich selbst beigebracht hat.

Meine Studienwahl

Mein Physiklehrer hätte es gern gesehen, wenn ich mich für ein Physikstudium entschieden hätte. Aber das habe ich nicht getan, weil mich Physik am Gymnasium weniger interessiert hat als andere Fächer. In der Unterstufe hatten wir einen anderen Lehrer in Physik (unseren Mathematiklehrer), und auch wenn er mir gute Noten gab, hatte ich nicht das Gefühl, viel Ahnung von der Materie zu haben. Der Lehrer in der Oberstufe hat dann den Stoff systematisch durchgenommen, und der Unterricht war auch eher mathematisch orientiert, mit vielen Definitionen und (einfachen) Formeln. Mir ist die Physik an sich zu konkret. Ich interessiere mich eher für abstraktere Dinge. Deswegen haben mir die Quanten- und die Relativitätstheorie ganz gut gefallen, aber die klassische Physik - vor allem Mechanik und Optik, weniger Thermodynamik, Magnetismus und Elektrizität - sind halt doch sehr konkrete Wissenschaften über Dinge, die man anfassen kann. Da lag mir Chemie mehr, weil das auf mich abstrakter wirkte, auch

Zugangsbeschränkungen auf der Informatik

Nicht nur, dass seit diesem Semester in den Pflichtfächern des ersten Studienjahres Knock-out-Prüfungen abgehalten werden, die über den weiteren Studienfortschritt entscheiden: Nun wollen auch die Regierungsparteien offiziell die gesetzlichen Rahmenbedingungen dementsprechend ändern, dass ganz legal Zugangsbeschränkungen zum Informatikstudium eingeführt werden können. Ich erinnere daran, dass erst vor wenigen Jahren die damalige Wissenschaftsministerin (und heutige Justizministerin) Beatrix Karl die MINT-Initiative gestartet hat, welche MaturantInnen motivieren sollte, sich für ein Studium der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik zu entscheiden. Damals war Informatik also gefragt, und heute studieren es schon zu viele? Das kann ich kaum glauben.

Von der Leistungsgesellschaft

Ein Bekannter, ein älterer Herr, meinte unlängst im Gespräch, im Leben ginge alles um Leistung. Da musste ich ihm sagen, dass ich diese Erfahrung bisher nicht gemacht hatte.  Das einzige Mal, als ich zu mehr Leistung ermahnt wurde, war kurz nach Beginn meiner Gymnasialzeit im Sportunterricht. Der Lehrer rief mir zu: "Leistung zeigen!" Ich wunderte mich, welchen Sinn es haben sollte, im Sport mehr Leistung als notwendig zu erbringen. Ich war beim Laufen vielleicht recht gemächlich unterwegs, aber immerhin, ich kam voran. Der Lehrer sagte meiner Mutter, er ginge davon aus, dass ich kein guter Schüler sein würde. Dann kam das Halbjahreszeugnis, und ich hatte einen Vorzug. Später das Jahreszeugnis, da genauso, und so blieb es bis zum Schluss. Der Lehrer sah ein, dass er sich mit seiner Einschätzung geirrt hatte. Niemals empfand ich es als eine Form von Leistungserbringung, meine Pflichten als Schüler zu erfüllen. Das waren halt die Aufgaben, die man tagtäglich zu bewältigen hatte

Wozu Studiengebühren?

Die JuLis haben voriges Jahr ihren Wahlkampf mit der Forderung nach Einführung nachgelagerter Studiengebühren bestritten. Im persönlichen Gespräch meinte einer der Federführenden, dass er die Erfahrung gemacht habe, dass Lehrende engagierter seien, wenn Studiengebühren bezahlt würden. Hat er Recht? Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass die Lehrpersonen vernunftbegabt sind und rational handeln. Wenn diese Annahme nicht zutreffen sollte, dann sind meine Argumente hinfällig. Sollte die Annahme aber zutreffen, so gibt es nur einen Grund, warum Studiengebühren eine Verbesserung der Lehre bewirken könnten: Wenn die Lehrpersonen Angst haben, dass die Studierenden sonst die Uni verlassen könnten. Das hätten die Lehrpersonen aber nur, wenn sie unmittelbar etwas von den Studiengebühren hätten. Bekämen sie ihr Entgelt unabhängig von den Studiengebühren, so wären sie vermutlich nach wie vor eher daran interessiert, die Studierenden loszuwerden, weil umso weniger Zeit für die Forschung und andere

Staatsbürgerschaft

Nun hat also unser Integrations-Staatssekretär einen Vorschlag gebracht, wie das Staatsbürgerschaftsrecht reformiert werden sollte. Ein Punkt ist: Wenn man alle Kriterien erfüllt und zudem in einer Organisation wie dem Roten Kreuz oder der Feuerwehr ehrenamtlich mitarbeitet, soll man die österreichische Staatsbürgerschaft schon nach 6 statt erst nach 10 Jahren Aufenthalt im Land bekommen können.  Ist das gerecht? Gerecht ist meiner Meinung nach, wenn jedem im Land lebenden Ausländer die Staatsbürgerschaft verliehen wird, der in seinem Bildungsstand und seinem wirtschaftlichen Erfolg mit einem durchschnittlichen Österreicher vergleichbar ist. Und ich denke nicht, dass sich der durchschnittliche Österreicher beim Roten Kreuz oder der Feuerwehr engagiert. Noch dazu werden diese ehrenamtlichen Mitarbeiter ja nicht zu Unrecht kritisiert, dass sie oft unprofessionelle Arbeit leisten. Ergo: Mit diesem Vorschlag unseres Staatssekretärs bin ich nicht einverstanden! Im Übrigen bin ich auch der M

"Alles hat einen Sinn"

Eine Bekannte, die pädagogisch tätig ist, motiviert ihre Schüler, auch unangenehme Arbeiten durchzuführen, mit den Worten: "Alles hat einen Sinn." Dazu ist zu sagen: Klar, man kann alles irgendwie begründen, also hat alles einen Sinn. Nur: Die Frage ist, ob dieser Sinn auch in meinem Sinn ist! Nützt es mir persönlich, oder ist es eher mit Schaden verbunden?