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Kreativität erfordert nicht viel Wissen

Ich habe mich bereits über die Fragestellung geäußert, ob es so eine gute Sache sei, ein Kind, das offenbar begabt ist, dazu zu zwingen, möglichst viel zu lernen, in der Hoffnung, dass es etwas aus seiner Begabung mache. Ich habe nie einen Hehl aus meiner Abneigung gegenüber dem reinen Auswendiglernen gemacht, und es erfüllt mich mit Genugtuung, dass zwei, die mir als Jugendlicher die größten Vorbilder waren, nämlich Popper und Einstein, über diese Sache ähnlich dachten; Popper widmete ihr sogar seine Dissertation. Die Problematik ist jedoch, dass unser System vorsieht, dass man in gewissen Bahnen arbeitet. Wenn ich etwas in meinem persönlichen Weblog publiziere, mag das vielleicht gelesen werden, gilt aber dennoch als unveröffentlicht; veröffentlicht ist nur das, was in einer wissenschaftlichen Zeitschrift abgedruckt ist. Ich kann also noch so viele kluge Gedanken informell niederschreiben, eine Habilitation bekomme ich dafür nie. Um in diesem System fortzukommen, genügt es aber

Klaus Mainzer: Wie berechenbar ist unsere Welt

Die Grundmessage dieses Büchleins ( https://www.springer.com/de/book/9783658212971 ) ist klar: Es genügt nicht, Data Mining und Big Data anzuwenden. Um die Resultate wirklich zu verstehen und sich der Grenzen der Aussagekraft derselben bewusst zu sein, benötigt man ein Grundverständnis der dahinter liegenden mathematischen Theorie. Mainzer plädiert dafür, dass man sich mit automatischer Verifikation und Beweistheorie beschäftige. Er wendet sich an Logiker, Mathematiker, Informatiker und Philosophen. Das sind genau jene wissenschaftliche Disziplinen, die mich am meisten interessieren. Mainzer erwähnt zahlreiche Formalismen, von intuitionistischer Logik bis hin zu konstruktiver Mathematik. Die Literaturangaben mögen einen guten weiterführenden Einblick in die Materie geben. Das Büchlein hat insgesamt einen Umfang von nur 40 Seiten und ist somit schnell ausgelesen.

Biografien - Das Wichtigste steht nur in Nebensätzen

Ich habe also schon begonnen, die heute gekauften Biografien zu lesen. Dazu möchte ich feststellen: Ich habe solche Biografien ja schon in jungen Jahren zu lesen gepflegt; dabei habe ich aber in meiner jugendlichen Naivität immer vergessen, auf die wichtigste Sache zu achten: Wovon haben diese Leute gelebt? In der Tat sind diese Biografien immer so aufgebaut, dass diese wichtigste aller Sachen kaum erwähnt wird, allenfalls in kurzen Nebensätzen. Nur wenn man sehr aufmerksam liest, wird man feststellen, dass es bei vielen großen Intellektuellen monatelange Phasen der Erwerbslosigkeit gab (im Extremfall sogar jahrelange! Konrad Lorenz zum Beispiel lebte lange Zeit vom Einkommen seiner Frau, einer praktischen Ärztin) und sie oft nur durch Glück und Zufall Karriere gemacht haben (Karl Popper hatte seine Anstellung an der Londoner Universität zum Beispiel dem Engagement von Friedrich August von Hayek zu verdanken). Früher hatte ich offenbar angenommen, dass diese Intellektuellen nach dem Ab

Sozialisation durch die Demoszene

Die Demoszene ist die Gemeinschaft, in der ich sozialisiert worden bin. Das kann man nicht leugnen. Ich habe ihre Geisteshaltungen und Wertvorstellungen internalisiert, nach ihnen gelebt und versucht, auch Außenstehende in diesem Sinne zu missionieren. Ob das gut war, weiß ich nicht. Tatsache ist, dass es zu meiner Zeit keine anderen Angebote für Jugendliche gab, die derart begabt und frühreif waren wie ich und selbst an einer als äußerst streng geltenden Schule keine Probleme hatten, ausnahmslos in allen Fächern außer Sport durchgehend Spitzenleistungen zu erbringen. Wenn manche auch neuerdings behaupten, ein Szener wäre nur jemand, der aktiv Demos macht (was zu der Zeit, als ich in der Szene anfing, keineswegs zu den szene-internen Regeln gehörte; das hat sich wohl alles erst geändert, als durch das Internet Mailswapping obsolet wurde!): Ich habe ja nicht nur das Diskmag gemacht, sondern gelegentlich auch Intros, das erste im Alter von zwölf Jahren. Mit dem Diskmag hat es lediglich

Warum es in Österreich kaum große Intellektuelle gibt

Der Grund, warum es im heutigen Österreich keine oder nur sehr wenige große Intellektuelle gibt, ist einfach zu erklären: Das heutige Österreich wird von drei großen Parteien beherrscht. Wenn ein hochintelligenter Mensch sich mit den Ideologien dieser Parteien beschäftigt, wird er in der Regel ein negatives Urteil fällen. Um aber als Intellektueller in diesem Lande ein gutes Leben führen zu können, ist er gezwungen, sich mit den Mächtigen zu arrangieren. Das bedeutet: Entweder ist jemand, der sich als Intellektueller ausgibt, in Wirklichkeit ein Kleingeist, der von den Ideen der Großparteien überzeugt ist, weil er zu beschränkt ist, um sich mit ihnen wirklich kritisch auseinanderzusetzen. Oder aber er ist ein Heuchler, der in der Öffentlichkeit nicht das sagt, was er sich wirklich denkt. Nur wer bereit ist, persönliche Nachteile zu riskieren, indem er seine eigenen Gedanken unabhängig von der Meinung des Regime zu äußern, kann ein großer Intellektueller sein. Ich habe mich in e

Das Genie des Uwe Rohr

Heute bin ich durch Nachdenken darauf gekommen, warum mein verstorbener Freund und Mentor Dr. Uwe Rohr darauf Wert legte, als Genie angesehen zu werden, bzw. worin seine geniale Leistung bestand. Wenn man die Literatur zu Isoflavonen studiert, so wird man darin lesen, dass Isoflavone im menschlichen Organismus eine ähnliche Wirkung wie die Adiole entfalten. Uwe hat hingegen behauptet, dass Isoflavone dazu führen, dass Stresshormone in Immunitätshormone umgewandelt werden, wobei die Adiole zu den Immunitätshormonen zählen. Das bedeutet, dass Uwe dasselbe Phänomen, das auch andere Wissenschaftler beobachtet haben, anders als diese interpretiert hat, wobei aber auch Uwes Erklärung logisch ist. Eine solche eigene Interpretation von Forschungsergebnissen ist durchaus eine geniale Leistung, sofern die eigene Interpretation mindestens ebenso logisch ist. Wenn Uwe von mir erwartet hat, dass ich für ihn ein Computermodell entwickle, welches beweist, dass durch die Erhöhung der Konzentration

The Synthesis of Metaphysics and Jungian Personality Theory

Claus Volko: The Synthesis of Metaphysics and Jungian Personality Theory (2018) My latest paper. A debate on Facebook about uploading the brain's contents to a computer has made me think and this has resulted in this paper which might be of interest for some of you, especially if you are into metaphysics or into Jungian Personality Theory. Enjoy reading!