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Gute Universitätsprofessoren

Ein guter Universitätsprofessor sollte in erster Linie ein guter Lehrer sein. Die Forschung ist zweitrangig, und es muss sich auch nicht um weltbewegende Forschung handeln. In meiner Studienzeit bin ich viel zu oft Professoren begegnet, die sich nur für die Forschung interessiert haben und denen die Lehre lästig war. Ein Beispiel für eine sehr gute Lehrende war hingegen Laura Kovacs ( http://www.lkovacs.com/ ). In ihrem Kurs "Advanced Topics in Theoretical Computer Science" erklärte sie die Materie so, dass man nur dem Vortrag aufmerksam folgen musste, um sie zu verstehen. Wenn alle Professoren so wären wie sie, hätte das Studium einen echten Mehrwert.

Intelligenz und Originalität

Der britische theoretische Mediziner Bruce Charlton hat sich mit dem Thema Intelligenzmessung beschäftigt und glaubt, dass im Hochschulwesen den Intelligenztests zu wenig Bedeutung beigemessen werde. Das sei der Grund, warum die meisten Publikationen sehr langweilig ("dull") zu lesen seien. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es zu originelleren Publikationen führen würde, wenn man stärker nach der Intelligenz selektierte. Denn Intelligenztests überprüfen ja, ob man mit der Denkweise des Testautors übereinstimmt. Im Idealfall erkennt man dadurch, wer logisch denken kann. Aber ob diese Personen auch origineller sind? Originalität erfordert ja divergentes Denken, während Intelligenztests nur konvergentes Denken überprüfen.

Das Jahrzehnt 2013 - 2023

Im Jahr 2013 fand meine Promotion zum Doktor der Medizin statt. Sie wird sich dieses Jahr also zum zehnten Mal jähren. Ebenso habe ich 2013 mein Masterstudium der Theoretischen Informatik abgeschlossen. Seitdem hat sich vor allem auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz viel getan. Ich habe mir Zeit genommen, mich im Machine Learning weiterzubilden, weil das seinerzeit im Studium zu kurz gekommen ist. In der Medizin hat es nicht vergleichbar gewaltige Fortschritte gegeben. Hier dürfte ich noch im Großen und Ganzen auf dem Stand der Wissenschaft sein. Als ich Matura machte, glaubte ich, dass die Genomforschung viele neue Erkenntnisse zur Behandlung von Krankheiten bringen würde. Das hat sich nicht bewahrheitet. Mein inzwischen verstorbener Freund und Mentor Dr. Uwe Rohr hat mich auch davon abgebracht, mich mit Genetik weiter zu beschäftigen, weil es sich dabei seiner Meinung nach um eine Sackgasse handelte. Ich finde, dass das Interessanteste an der Forschung die Hypothesen sind, mit

Pharmazie

Früher beschränkte sich die Pharmazie auf die Synthese von Naturstoffen bzw. Derivaten von Naturstoffen. Bereits damit wurden eindrucksvolle Ergebnisse erzielt, man denke nur an Aspirin oder Penicillin. Aber erst 1988 wurde der Nobelpreis für Medizin für das "rational drug design" verliehen, also dafür, dass Arzneimittel synthetisiert worden sind, die im Körper eine bestimmte Wirkung haben, basierend auf theoretisch-biochemischen Erkenntnissen. Das ist noch nicht so lange her! Dass man die Erkenntnisse der Physiologie und der Biochemie konsequent anwendet, um neue Medikamente zu entwickeln, ist also erst eine relativ neue Entwicklung. Hinzu kommen Methoden der Artificial Intelligence, mit denen neue Kandidaten für Arzneimittel gefunden werden.

Massendemokratie

In der ORF-Pressestunde war heute Othmar Karas zu Gast, der erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Dieser Auftritt hat mich daran erinnert, dass in den österreichischen Medien kaum über das Europäische Parlament berichtet wird. Das zeigt schön die Problematik der Massendemokratie auf: Alle fünf Jahre wird über etwas abgestimmt, über das die meisten Bürger kaum etwas wissen. Nur kurz vor den Wahlen werben die Parteien mit ihren Positionen. Ob etwas davon dann in der praktischen parlamentarischen Arbeit verwirklicht wurde, erfährt man nicht. So hat Claudia Gamon beispielsweise von den "Vereinigten Staaten von Europa" gesprochen. Sind wir diesen in den letzten vier Jahren näher gekommen? Keine Ahnung. Als ich selbst kandidiert habe, habe ich selbst Recherchen darüber angestellt, welche Gesetze das Europäische Parlament in nächster Zeit zu beschließen vorhat. Meiner Erinnerung nach war ich der einzige Kandidat, der in seiner Wahlrede auf konkrete Gesetzesvorhaben eingeg

"Streber"

Erst spät, als Erwachsener, habe ich begriffen, dass viele Menschen solche, die in der Schule gut sind bzw. waren, nicht leiden können und es auch nichts nützt, wenn man sich freundlich und hilfsbereit zeigt und beispielsweise unentgeltlich Nachhilfe gibt. Am Gymnasium hielten sich die Anfeindungen in Grenzen, was vermutlich am Gewöhnungseffekt lag. Es kam aber auch hin und wieder vor, dass sich jemand negativ über "Streber" äußerte, zum Beispiel nach dem "7. Wiener Mathematik- und Denksportwettbewerb": Als ich vor der Ergebnisverkündung mit meinen Eltern zusammen war, meinte mein Vater: "Schau', diese beiden haben auch am Wettbewerb teilgenommen, geh' doch zu ihnen hin und sprich sie an!" Also fragte ich die beiden, wie es ihnen ergangen war. Sie: "Wie wohl? Scheiße war's!" Daraufhin sagte ich, dass mir die im Wettbewerb gestellten Aufgaben nicht schwer gefallen seien. Die Reaktion: "Du bist wohl eine Streber-Sau, wie?" Und

Wirtschaftliches System Österreichs

Das ganze wirtschaftliche System Österreichs ist auf die Bedürfnisse derjenigen ausgerichtet, die nichts oder nur wenig haben. Es wird erwartet, dass man, wenn möglich, immer arbeitet, und wenn man mal arbeitslos wird, bekommt man Geld vom Staat. Es gibt keine Anreize, Vermögen anzusparen. Wollte man aus dem System aussteigen, müsste man sich privat krankenversichern, was teuer käme. Ich sehe keinen Grund, warum man nicht alles Geld, das man verdient hat, ausgeben sollte.