Ein Wiener Hochbegabter

"Ein Wiener Hochbegabter" - so lautete der Titel einer Mail von Dr. Uwe Rohr an seinen Kollegen Dr. Johannes Huber, in der Uwe mich vorstellte.

Mein ganzes Leben lang hat mich die Hochbegabung begleitet. Geboren wurde ich in eine sehr bildungsaffine Wiener Familie, beide Elternteile hatten an der Universität studiert. Mir war in die Wiege gelegt, dass ich Matura machen, studieren und als Akademiker arbeiten würde. In meiner Jugend kannte ich auch nur junge Menschen aus ähnlichen Herkunftsfamilien mit ähnlicher Einstellung. Erst als Erwachsener begegnete ich auch Leuten, die anders dachten. Dazu später mehr.

Ich konnte schon als Vierjähriger lesen, schreiben und rechnen und wurde im Alter von fünf Jahren eingeschult. Bereits in der Volksschule beherrschte ich die deutsche Rechtschreibung annähernd perfekt. Auch in Mathematik war ich meiner Zeit weit voraus und rechnete als Achtjähriger Beispiele der AHS-Oberstufe. Fremdsprachen zu lernen fiel mir ebenfalls leicht, besonders in Englisch war ich immer sehr gut. Einzig im Turnen war ich schwach.

In der vierten Klasse AHS nahm ich an der Mathematikolympiade für Unterstufler ("Mathematik- und Denksportwettbewerb") teil und schnitt als Zweitbester von 149 Teilnehmern ab. Daraufhin meinte mein Mathematiklehrer, ich sei "hochbegabt". Die Diagnose Hochbegabung wurde als Erwachsener in mehreren Intelligenztests verifiziert. Die genaue Höhe des Intelligenzquotienten variierte von Test zu Test und lag im Bereich von knapp über 130 bis zu über 170.

Meine eigentliche Leidenschaft galt der Entwicklung von Computerspielen. Ich brachte mir bereits im Volksschulalter im Selbststudium das Programmieren bei, und in den Jahren danach entstanden mehrere Werke. Mein umfangreichstes Projekt war das rundenbasierte, taktische Rollenspiel "Mega Force", an dem ich als 24-jähriger zu arbeiten begann. Im Alter von 32 Jahren stellte ich es fertig.

Dem Verein Mensa trat ich ursprünglich nur bei, weil ich den Aufnahmetest ausprobieren wollte. Nachdem ich ihn bestanden hatte, beteiligte ich mich einige Jahre lang aktiv am Vereinsleben. Zuerst hatte ich einen positiven Eindruck von diesem Verein, weil ich dort Gesprächspartner zu Themen fand, mit denen zuvor niemand, den ich kannte, mit mir sprechen wollte. Insgesamt überwog auf lange Sicht aber das Negative. Es gibt in diesem Verein eine sehr aktive ältere Frau, die Mensa als ihren Privatbesitz betrachtet und das Vereinsleben und die Mitglieder nach ihren Vorstellungen formen möchte. Solange ihre Tochter noch nicht verheiratet war, betrachtete sie mich offenbar als potenziellen Schwiegersohn und bemühte sich, mich dazu zu bringen, mein Studium aufzugeben und in einem "normalen" Beruf zu arbeiten. Als ich meine beiden Hochschulabschlüsse in der Tasche hatte (die Tochter war dann schon verheiratet), sah sie in mir einen Feind und erdreistete sich sogar, meinen damaligen Arbeitgeber anzuschreiben und ihm einen Auszug aus einer Diskussion in einem vereinsinternen Forum zu schicken. Da zog ich die Reißleine, denn die Mitgliedschaft in diesem Verein war es mir nicht wert, berufliche Nachteile zu erleiden.

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