Unnötiger Idealismus

Im Grunde genommen hänge ich einem unnötigen Idealismus an. Ich habe mir in den letzten Jahren beispielsweise mehrmals darüber Gedanken gemacht, wie die für mich ideale Schule aussehen würde. Dabei habe ich wohl nie bedacht, dass meine Schulzeit schon längst vorbei sind und ich kein zweites Mal mehr zur Schule gehen werde. Außer ich werde wiedergeboren; und ich habe den Eindruck, dass ich wie selbstverständlich annehme, wiedergeboren zu werden. Denn anders lässt es sich nicht erklären, dass ich mir Gedanken über die für mich ideale Schule mache. Auch wenn ich Kinder in die Welt setzen sollte, ist nicht gesagt, dass diese genauso sein werden wie ich. Die für mich ideale Schule wäre also für meine Kinder möglicherweise nicht ideal. So gesehen, sind viele der Gedanken, die ich mir mache, wirklich unnötig.

Es ist eher so, dass ich bisher wenig "echt gelebt" habe. Viel habe ich mich mit Theorien und Modellen beschäftigt, aber wenig mit Dingen, die ich selbst praktisch anwenden könnte, um konkrete Ziele zu erreichen.

Auch die Schulzeit war in meinem Fall nicht so, wie die Schulzeit typisch verläuft, weil ich ja schon durch mein Elternhaus viel mitbekommen habe und es relativ wenig gibt, das ich wirklich der Schule zu verdanken habe. Das mag auch der Grund sein, warum ich mit den bildungspolitischen Vorstellungen der mir nahe stehenden Partei NEOS wenig anfangen kann, denn ich selbst hätte (fast) keiner formale Bildung bedurft, um meinen derzeitigen Wissensstand (der sicherlich nicht gering ist) zu erreichen. Rechtschreibung und Mathematik haben mir meine Eltern beigebracht, Programmieren ich mir selbst, und das Wissen über die Dinge, die mich besonders interessiert haben (Computer, Geografie, Geschichte, Philosophie, Psychologie, Logik,...), habe ich mir zum Großteil mit Hilfe von Büchern und Internet selbst angeeignet.

Wirklich interessant ist, sich Gedanken über die Zukunft der Menschheit zu machen. Meiner Meinung nach sollte man hauptsächlich darüber nachdenken, welche Möglichkeiten es in Zukunft geben wird, Geld zu verdienen. Auch über das Geldsystem könnte man diskutieren; die meiner Meinung nach entscheidende Frage ist aber, welche Perspektiven es überhaupt für die Menschen gibt, die hierzulande und anderswo leben. Heute ist mir nämlich das Folgende durch den Kopf geschossen: Würde ein Kind mich fragen, warum manche Länder arm und andere reich seien, so würde ich wohl antworten: Es gibt in jedem Land arme und reiche Menschen. Nur ist der Anteil der Armen unterschiedlich groß. Eine Faustregel ist, dass in größeren Ländern auch der prozentuelle Anteil der Armen größer ist. Wenn in Österreich jeder Zehnte arm ist und in Indien ebenfalls, dann wäre allein schon durch die größere Bevölkerungszahl Indiens die absolute Anzahl der Armen dort größer; in Wirklichkeit ist in Indien aber auch der prozentuelle Anteil der Armen größer, es gibt dort also überproportional viele Arme. Ich würde das damit begründen, dass es nur relativ wenige berufliche Positionen gibt, in denen man wirklich gut verdient, und oft die absolute Anzahl dieser Positionen relativ unabhängig von der Größe der Gemeinschaft ist. Beispielsweise gibt es sowohl in Österreich als auch in Indien nur einen einzigen Staatspräsidenten.

Diese Erklärung dafür, warum in größeren Ländern der prozentuelle Anteil der Armen größer ist, illustriert aber auch ein grundlegendes Problem der Menschheit:

Es gibt einfach nicht genügend Bedarf an Arbeitskräften, um alle Menschen mit Arbeitsplätzen zu versorgen. Wenn in Österreich 30 Prozent der Bevölkerung 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften, wie in der Wikipedia zu lesen ist, dann bedeutet das, dass es der Wirtschaft wohl auch noch relativ gut ginge, wenn viele Menschen gar nicht arbeiteten. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Arbeitskräfte durchaus in der Lage wären, mehr als bisher zu leisten, und dadurch einige Posten eingespart werden könnten.

Manche meinen ja, die Welt sei übervölkert, es gebe zu viele Menschen. Meiner Meinung nach ist das eine fragwürdige These, aber man kann darüber diskutieren. Tatsache ist: Es gäbe nicht so viele Menschen, wenn die Lebensumstände der meisten nicht gut genug wären, um ein Alter zu erreichen, in dem sie sich fortpflanzen können. Sooo schlecht kann es den Menschen, weltweit gesehen, also gar nicht gehen. Natürlich ist der Lebensstandard etwa in Afrika nicht mit dem hier in Europa vergleichbar; vermutlich wird man aber auch in Afrika unter Umständen ein relativ glückliches Leben führen können (vielleicht sogar glücklicher als manche Menschen in Europa).

Ich finde, die Erde ist durchaus in der Lage, 7 Milliarden Menschen und mehr auszuhalten; wenn sie das nicht wäre, so wäre die Weltbevölkerung schon längst wieder im Schrumpfen begriffen.

Wirklich wohlhabend werden aber nur jene Menschen sein, die entweder reich geerbt oder eine gute Ausbildung absolviert haben und damit ihr gutes Geld verdienen.

Sicherlich werden Ärmere es in vielen Fällen als ungerecht empfinden, dass gerade sie das Schicksal, arm zu sein, getroffen hat. Meiner Meinung nach ist es durchaus geboten, dass die Wohlhabenderen bereit sind zu teilen. Die Ärmeren sollten zwar vernünftig genug sein, keine Aufstände durchzuführen; die Reicheren sollten aber trotz Ruhelage erkennen, dass der Wohlstand gerecht verteilt werden muss.

Nationalstaaten könnten zur Umverteilung genutzt werden, wie dies derzeit geschieht; schöner wäre es aber, wenn die Umverteilung freiwillig erfolgte.

Der einzige echte Sinn eines Nationalstaats besteht meiner Meinung nach in der Landesverteidigung, also im Schutz des Lebens und der Freiheit der Einwohner vor Aggressionen von außen. In einer Welt ohne Nationalstaaten gäbe es allerdings wohl auch keinen Grund mehr, warum man Angst vor staatlichen Aggressionen haben müsste. So gesehen, sind Nationalstaaten solange sinnvoll, solange nicht alle Staaten der Erde bereit sind, sich selbst abzuschaffen.

Das waren einige der Gedanken, die ich mir in den letzten Tagen gemacht habe.

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