Technische Neuerungen seit meiner Geburt

Obwohl ich nicht prominent bin, verspüre ich immer wieder den Drang, über mein Leben zu schreiben. Diesmal vielleicht eher in Hinblick auf die technischen Neuerungen, die es seit meiner Geburt (1983) gegeben hat, und die damit verbundenen Änderungen meiner Einstellung.

An sich war ich ein kreatives Kind. Ich zeichnete viel, und nachdem ich meinen ersten Computer bekommen hatte, entwarf ich eigene Computerspiele. Dass ich dazu übergegangen bin, meine Freizeit großteils damit zu verbringen, mir Wissen anzueignen, ist eigentlich erst seit meiner (aus heutiger Sicht) zweiten Lebenshälfte so. Sicherlich hat das Studium an der Universität an dieser Einstellungsänderung eine Rolle gespielt, aber auch, dass heutzutage der Zugang zu umfangreichem Wissen viel leichter ist. Sollte ich Kinder haben und diese mir ähnlich sein, könnte es sein, dass sie noch in wesentlich jüngeren Jahren mit dem Wissenserwerb anfangen werden.

Soeben habe ich eine Zeitungsmeldung gelesen, wonach die Deutschen im Schnitt nur 27 Minuten pro Tag lesen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich liest man heutzutage nicht mehr so viel aus physischen Büchern, aber man liest eben vom Computerbildschirm. Irgendetwas muss an dieser Meldung falsch sein.

Jedenfalls hat es in meinem Leben eine Phase gegeben, in der ich sehr produktiv war, obwohl das von mir eigentlich noch gar nicht erwartet wurde. In meinen Zeiten als Gymnasiast habe ich sehr viel für meine Zeitschrift geschrieben. Das war ein geradezu mit Fanatismus verfolgtes Hobby von mir. Ich habe das alles viel zu ernst genommen. Tatsächlich dürfte es nur sehr wenige gegeben haben, die das, was ich alles geschrieben habe, auch gelesen haben. Die meisten, die sich für Computerkunst interessieren, sehen sich eben gerne Demos an. Nur wenige lesen auch Diskmags.

In letzter Zeit hat sich mein Schaffen sehr verlagert. Ich beschäftige mich in zunehmendem Maße mit Theorie und studiere sie gründlich, anstatt mir nur das zu merken, was sich praktisch anwenden lässt, und etwas damit anzufangen. Als ich programmieren gelernt habe, habe ich immer ein paar Absätze aus dem Lehrbuch aufgenommen und dann mich vor den Computer gesetzt und das Gelernte angewendet. Jetzt habe ich nicht mehr diese Hands-on-Mentalität, sondern studiere wirklich gründlich und lasse das Gelernte vor meinem geistigen Auge ablaufen.

Meiner Meinung nach war Wikipedia ein echter Game-Changer. Man konnte dadurch sehr schnell auf fundiertes Wissen zugreifen, das man früher mühsam aus Büchern zusammensuchen musste.

Natürlich waren auch die Foren eine tolle Sache, weil man Feedback zu seinen Meinungen erhalten hat. Allerdings finde ich, dass das Diskutieren letzten Endes relativ wenig gebracht hat. Viele der Meinungen, die andere Benutzer geäußert haben, waren nicht fundiert. Meistens sah ich mich durch die Diskussionen in meinem Standpunkt bestätigt. Es gibt nur einige wenige Dinge, die ich durch diese Diskussionen gelernt habe, wie zum Beispiel, dass ich früher oft den Fehler gemacht habe, meine Äußerungen so zu formulieren, dass sie auf andere beleidigend wirken könnten. Oder, dass ich eigentlich kein Atheist bin, sondern ein Theist, der lediglich keiner der etablierten Religionen folgt.

Insgesamt glaube ich freilich, dass ich, obwohl ich sicherlich meistens zu den Early Adoptern gehörte (außer bei Smartphone), nicht mit den technischen Neuerungen mithalten konnte und deswegen nie die Rolle eines Pioniers eingenommen habe.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mein Engagement für die Computerkunst-Community

Wonach ich mich immer gesehnt habe

Hochschulkarriere