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Politische Reifung

Zum Liberalismus bin ich nun auch etwas kritischer geworden, weil ich die Erkenntnis gewonnen habe, dass es die meisten Menschen in Österreich der Umverteilung zu verdanken haben, dass es ihnen so gut geht: Sie arbeiten als Angestellte oder als Beamte, sind also unselbständig erwerbstätig und oftmals nicht einmal direkt am Wertschöpfungsprozess beteiligt, etwa wenn sie in der Verwaltung tätig sind. Ein völlig liberales System würde vielen Menschen in unserem Land einen anderen Lebensstil aufZWINGEN - und gerade der Zwang, sein Leben nach irgendwelchen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Notwendigkeiten ausrichten zu müssen, ist es doch, der mir nicht gefällt und dessentwegen ich mich ursprünglich für den Liberalismus (der ja Freiheit von Zwängen verspricht) zu interessieren begonnen habe. Nicht umsonst ist auch das Liberale Forum eher sozialliberal eingestellt. Aber ich meine: Wenn die Leute gerne wirtschaftsliberale Parolen hören wollen, warum gibt man ihnen dann nicht diese Paro

Wissenschaftliche Kreativität

Als ich zum ersten Mal von "wissenschaftlicher Kreativität" las, fragte ich mich, was damit gemeint sei. Inzwischen ist es mir klar: 1. Es gibt einige naheliegende wissenschaftliche Fragestellungen, große Probleme, die noch ungeklärt sind. Ein Beispiel: Wie speichert der Mensch die Informationen in seinem Gehirn ab, wie sind sie codiert? Solche Fragestellungen sind schwierig zu beantworten, und es bedarf dazu eines oder mehrerer Genies. 2. Der durchschnittliche Wissenschaftler muss sich mit der Arbeit an weniger schwierigen Problemen begnügen. Um immer wieder auf neue Probleme zu kommen, die er untersuchen könnte, muss er kreativ sein, denn es ist nicht einfach, leicht zu untersuchende Fragestellungen zu finden, die bisher noch niemand untersucht hat. Ich habe beim Wissenschaftsbetrieb den Eindruck, dass viele nur publizieren, weil sie publizieren müssen, und nicht, weil sie davon überzeugt wären, etwas Interessantes herausgefunden zu haben. In den biologischen Wissenschaften

Medizin-Absolventen über ihre Studienzeit

In der zweiten Ausgabe des Magazins des Alumni-Clubs der Medizinischen Universität Wien, erhältlich auf http://www.alumni-meduniwien.at/mediafiles/92/ALUMNI_MED.pdf , finden sich Interviews mit Medizinern, die in den Jahren 1938, 1968 bzw. 2008 an unserer Universität studiert haben. Dramatisch und aus diesen Gründen meiner Meinung nach besonders lesenswert ist der Bericht des Studenten des Jahres 1938. Freilich kann ich die Akkuratheit seiner Ausführungen nicht beurteilen, weil ich nicht Zeitzeuge bin. Wenn ich mir den Bericht der Studentin des Jahres 1968 durchlese, so kann ich kaum Abweichungen von meinem eigenen Studium erkennen: "Es ging großteils noch sehr traditionell zu. Einige, vor allem ältere Vortragende und Lehrer waren sehr autoritär, es gab aber auch etliche, die humorvoll und bemüht waren. Natürlich hatten wir nicht das Selbstbewusstsein der heutigen Studierenden. Die Prüfungen beispielsweise fanden öffentlich statt, manchmal war schon zu merken, dass ein Prüfer part

Wie illiberal ist Österreichs Bevölkerung?

Liberale Parteien haben in ganz Europa einen schweren Stand. Mit Ausnahme weniger Länder, wie etwa der Niederlande oder Polens, stellen die Liberalen nur eine unbedeutende politische Kraft dar. Oft sind liberale Parteien nicht einmal im Parlament vertreten. In Deutschland hat die FDP bei den letzten Bundestagswahlen ein Rekordergebnis von rund 15 Prozent erzielt - anscheinend war damals gerade die Stimmung gut, denn in den aktuellen Umfragen krabbelt sie wieder bei mageren drei bis fünf Prozent. Als liberal denkender Mensch stelle ich mir die Frage: Was ist die Ursache, dass die Parteien, deren Ideologien meinen eigenen Vorstellungen noch am nächsten stehen, so wenig populär sind? Liegt es am Angebot oder an der Nachfrage?  Angebot ist in diesem Sinne wie folgt zu verstehen: Die Partei bietet ein bestimmtes Programm an; dieses scheint jedoch nur wenige potenzielle Wähler zu überzeugen. Möglicherweise gäbe es durchaus mehr Interesse an liberaler Politik, als es die Umfragewerte für libe

Philosophen...

Wenn man liest, was Popper (z. B. in "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde") über die "Deutschen Idealisten" (Fichte, Schelling, Hegel,...) schreibt, dann wundert man sich schon über den geistigen Zustand der deutschen, aber auch ausländischer Philosophen. Vor allem Hegels Philosophie wurde von vielen Philosophen bewundert. Dabei zeigt Popper deutlich, dass so gut wie alles, was er schrieb, wirres Zeug war... Einerseits könnte man fast sagen, dass es eine Verschwendung war, dass ein so intelligenter Mensch wie Popper "nur" Philosoph wurde. Andererseits kann man aber froh sein, dass wenigstens einer aufgezeigt hat, wie daneben viele andere seiner Zunft lagen... Die Werke von den alten Griechen bis zur Neuzeit so zu studieren, wie es Popper getan hat, muss sehr anstrengend gewesen sein, vor allem wenn man bedenkt, wieviel Unsinn darin enthalten war. Erstaunlich, dass er das durchgehalten hat. Das muss man anerkennen.

Über den Wahrheitsgehalt von Aussagen

Fangen wir am besten gleich mit einem Beispiel an: Man kann nicht sagen, dass ich vor Beginn meines Studiums gänzlich ahnungslos gewesen wäre; ich hatte gewisse Vorstellungen davon, was mich erwarten würde. Ich war der Meinung, dass es im Medizinstudium nur ums Auswendiglernen ginge. Es stellte sich aber heraus, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach: Es gab auch einige Fächer, wo das Verständnis wichtiger als das Merken von Fakten war. Aber der meiste Stoff musste tatsächlich auswendig gelernt werden. Nun habe ich geschrieben: "... dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach." Ich hätte auch schreiben können: "... dass dies nicht ganz wahr war." Wie kann eine Aussage "nicht ganz wahr" sein? Nach der klassischen Aussagenlogik kann sie nur entweder wahr oder falsch sein. Dazwischen gibt es nichts. An diesem Beispiel erkennt man, dass der Wahrheitsbegriff der klassischen Logik mit dem Wahrheitsbegriff, wie er in der Umgangssprache verwendet wird, nicht

Studienberatung? Warum nicht Videos der Lehrveranstaltungen?

Die österreichische Wissenschaftsministerin hat gemeinsam mit der Unterrichtsministerin ein Konzept präsentiert, wie die Studentenzahlen abgebaut werden sollen. Neben der Beschränkung der Wiederholungsmöglichkeiten von Prüfungen in der Studieneingangsphase auf eine Wiederholung umfasst das Paket auch eine verpflichtende Studienberatung, die noch vor der Anmeldung zum Studium zu absolvieren ist. Ich möchte mich mit letzterem Punkt befassen.  Grundsätzlich gibt es genügend Möglichkeiten, sich über die ungefähren Inhalte eines Studiums im voraus zu informieren. Jede Universität veröffentlicht die Studienpläne im Internet. Man muss nur auf die Website der Universität gehen und sie dort herunterladen. Somit ist es kein Problem zu erfahren, welche Vorlesungen, Übungen und sonstige Lehrveranstaltungen für Studierende des jeweiligen Studiums Pflicht sind. Dazu kommen noch private Websites wie studieren.at, die ebenfalls eine Art Studienberatung darstellen. Zusätzlich zu Informationen über die