Lässt sich mit Informatik Geld verdienen?

In der Bevölkerung ist immer noch, trotz der Internetblase um die Jahrtausendwende und dem dramatischen Absturz der Facebook-Aktie in jüngerer Zeit, die Meinung weit verbreitet, dass sich mit Informatik eine goldene Nase verdienen ließe. Ich behaupte: Nein, das stimmt nicht. Im folgenden Artikel werde ich begründen, warum ich so denke.

Ich beschäftige mich seit der ersten Klasse Volksschule mit Computern und habe als Achtjähriger begonnen, mir das Programmieren beizubringen. Dennoch habe ich mich nach meiner Matura zuerst mit einem Medizinstudium begonnen. Ein Grund war, dass ich schon damals die Informatikbranche nicht für langfristig gewinnbringend erachtete.

Zunächst einmal: Was ist Informatik? Die Informatik beschäftigt sich ausschließlich mit der Softwareseite von Computern. Die Hardware gehört zur Elektrotechnik. Dementsprechend sollte klar sein, dass ich nicht darüber rede, ob man Geld durch den Verkauf von Computerhardware verdienen kann. DAS kann man sicher! Aber die Frage ist eben, ob man es auch mit Software kann. Und da sieht meine Prognose eher düster aus.

Heutzutage gibt es sehr viel freie Software, die man völlig legal im Internet herunterladen kann. Sogar die Vereinszeitschrift von Mensa Österreich wird seit einigen Ausgaben mit einer freien Software gestaltet, wofür vorher ein teures kommerzielles Programm verwendet wurde. Die Qualität hat darunter nicht gelitten. Und das ist kein Einzelfall. Für die meisten Standardanwendungen, von Webbrowsern über Textverarbeitungsprogrammen bis hin zu Tabellenkalkulatoren und Datenbanksoftware, gibt es kostenlose Lösungen, die man völlig legal im Internet herunterladen und frei verwenden kann.

Im Prinzip kann man daher mit Standardsoftware nur Geld verdienen, solange es noch Kunden gibt, die von freier Software nichts gehört haben oder aus irgendwelchen Gründen bereit sind, für Software zu zahlen.

Die meisten IT-Firmen haben sich daher auf das Anfertigen von Spezialsoftware für Unternehmen spezialisiert. Es wird also nicht für den normalen Markt entwickelt, sondern für einzelne Kunden. Dadurch ist es möglich, Software speziell den Kundenbedürfnissen anzupassen. Ja, so kann man durchaus noch ein wenig Geld verdienen. Aber ich meine, dass Spezialsoftware in gewisser Weise Luxus ist und Firmen durchaus auch in der Lage wären, ihre Bedürfnisse durch Standardsoftware abzudecken. Die meisten Standardprogramme sind erweiterbar, Microsoft Office etwa hat schon seit Jahrzehnten eine Makrosprache, mit der man die Funktionalität beliebig anpassen kann. Ein wirklicher Bedarf an Spezialanfertigungen besteht aus meiner Sicht nicht.

Dann gäbe es noch die Möglichkeit, mit Computerspielen Geld zu verdienen. Spiele sind sehr aufwändig und belegen entsprechend viel Speicherplatz. Somit ist es für manche Spieler nicht leicht möglich, Raubkopien aus dem Internet herunterzuladen, sondern sie sind gezwungen, Datenträger mit den Spielen im Geschäft zu erwerben. Aber mit dem zunehmenden Fortschritt in der Internettechnik und den immer schneller werdenden Verbindungen löst sich auch dieses Problem. Die letzte Bastion des Kapitalismus stellen in dieser Hinsicht Spiele für tragbare Konsolen dar, weil diese in der Regel Modulsysteme benutzen und es somit nicht so leicht möglich ist, Raubkopien anzufertigen.

Bleibt als letzter Weg die Entwicklung von "Embedded Systems", also Computerprogrammen, die in Haushaltsgeräten (wie etwa Waschmaschinen) eingebaut sind. Das ist vielleicht noch eine Möglichkeit, wie man als Informatiker reich werden könnte.

Insgesamt halte ich die Zukunft der IT-Branche jedenfalls nicht für so rosig, wie manche sie sehen. Viele Informatiker werden sich wohl auf Dienstleistungen verlegen müssen, etwa in den Bereichen Computersicherheit oder Dateneingabe. Wofür sie freilich überqualifiziert sind.

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