Brief an den neuen Vorsitzenden von Mensa Österreich

Lieber Gerald,

ich gratuliere dir recht herzlich zu deinem neuen Amt und möchte dir, aber auch Rudi, der jetzt den Vorstand von Mensa International verstärkt, alles Gute und viel Glück wünschen. Als Vorsitzender des Vorstands von Mensa Österreich verfügst du nun über die Autorität des Amtes, zusätzlich zur bereits zuvor bestehenden Autorität der Person, und hast die Möglichkeit, das Vereinsleben maßgeblich nach deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ich hoffe, dass die Mitglieder im Großen und Ganzen mit deinen Vorhaben einverstanden sein werden und du von ihnen tatkräftige Unterstützung bekommen wirst.

Sicherlich wäre es zu begrüßen, wenn Mensa in den Medien stärker präsent wäre und es in der nächsten Zeit zahlreiche neue Mitglieder, eventuell auch solche in prominenter gesellschaftlicher Stellung, geben würde. Vielleicht könnte man auf diese Weise den Bekanntheitsgrad und die gesellschaftliche Akzeptanz der Mensa erhöhen und so auch einzelnen Mensa-Mitgliedern helfen, eine ihren geistigen Fähigkeiten und Interessen entsprechende Stellung in der Gesellschaft zu erlangen. Es wäre schön, wenn es einen Verein gäbe, der die tatsächliche geistige Elite dieses Landes in dem von mir beschriebenen Sinne [1] repräsentierte und ihre Interessen verträte, um auf diese Weise beizutragen, eine bessere Republik und eine bessere Welt zu schaffen. Ob Mensa diese geistige Elite repräsentiert, ist freilich etwas, worüber man diskutieren müsse. Dazu siehe auch meinen Artikel [2]. Mehr zu diesem Thema siehe auch MATHEMATIQ Ausgabe 5, Newsletter der MathSIG von Mensa Österreich [3].

Die intellektuell Hoch- und Höchstbegabten stellen jedenfalls ein gewaltiges Potenzial dar, das noch viel zu wenig genutzt wird. Die Stellung in der Gesellschaft hängt heutzutage immer noch viel zu sehr davon ab, wer deine Eltern sind, wie reich du bist, welche Schule du besucht hast und über welche Kontakte du verfügst. Universitäten und andere Institutionen sind von Kraken wie dem Österreichischen Cartellverband (CV) infiltriert, einem katholisch-konservativen Netzwerk (man möge sich seinen Teil darüber denken, welche Bezeichnung hierfür noch treffender geeignet wäre), und als Außenstehender, als Freidenker, der nicht bereit ist, seine eigene Weltanschauung auf dem Altar der Karriere zu opfern, hat man es sehr schwer, in diesem System Fuß zu fassen.

Die Mensa als weltanschaulich neutrale Organisation, in der grundsätzlich Meinungsfreiheit herrscht und respektiert wird, selbst wenn es deswegen gelegentlich zu Streitereien und Verstimmungen kommen sollte, wäre ein im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts weit besser geeigneter Talentpool als eine so engstirnige und rückwärtsgewandte Organisation wie der CV. Nicht aus dem CV, sondern aus der Mensa oder einem vergleichbaren, die tatsächliche geistige Elite in dem von mir definierten Sinne repräsentierenden Verein sollten die künftigen Universitätsprofessoren, Wissenschaftler, Forscher, Philosophen, Denker, Visionäre und Intellektuelle kommen. Wenn du dafür eintrittst, dass dieser Traum verwirklicht wird, dann kannst du mit meiner vollen moralischen Unterstützung rechnen.

Beste Grüße,
Claus

[1] http://cdvolko.blogspot.co.at/2013/06/die-geistige-elite-und-ihre-auslese.html

[2] http://cdvolko.blogspot.co.at/2013/07/intelligenz-und-intellektualitat.html

[3] http://hugi.scene.org/adok/mensa/mathsig/

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