Entwicklung und Unterschiede

Gestern bin ich darauf gekommen, worin eigentlich die Unterschiede zwischen mir und anderen Menschen bestehen:

Offiziell ist gedacht, dass man sich in den ersten Jahren seines Lebens mit allen möglichen Dingen beschäftigt. Spätestens nach der Matura soll man sich dann aber auf ein Fach spezialisieren. Auch über dieses Fach erlernt man zunächst einmal allgemeine Dinge und im Laufe des Studiums geht man immer mehr in die Tiefe, aber auch in die Enge. Schließlich, spätestens nach dem Studium, widmet man sich dann ganz einer Sache und wird, wenn man begabt ist, zu einem Experten, der möglicherweise sogar zur Weltspitze in seinem Fach gehört. Das wäre der traditionelle Lebensweg eines Akademikers.

Was mich davon unterscheidet: Ich habe mich schon in sehr jungen Jahren spezialisiert, nämlich auf die Informatik, damals vor allem auf die praktische Informatik, also Programmierung. Dabei habe ich zwar meine Pflichten als Schüler nicht vernachlässigt, aber im Vordergrund stand meine Beschäftigung mit Computern. So gesehen, bin ich im Prinzip den traditionellen Weg gegangen, nur stark beschleunigt. Nach der Matura kam es aber zum Bruch. Dieser hängte damit zusammen, dass ich mir zu wenig bewusst war, wie gut ich tatsächlich war. Das mag daran liegen, dass ich durch meine Aktivitäten in der Demoszene halt auch Leute kannte, die in einigen Aspekten noch besser waren als ich. Aber dass die Demoszener absolute Ausnahmeerscheinungen darstellten, war mir damals noch nicht klar.

Jedenfalls glaubte ich, dass ich wohl doch nicht der ideale Informatiker wäre, und dachte über Alternativen nach. So kam ich zur Medizin. Dabei ist die Medizin selbst ebenfalls ein hochspezialisiertes Gebiet und nicht etwas, das man so ohne weiteres nach der Matura macht, wenn einem nichts Besseres einfällt. Ich denke, dass diejenigen, die im Medizinstudium besonders gut sind, sich, ähnlich wie ich es mit der Informatik getan habe, schon vor der Matura für Medizin interessiert und sich damit beschäftigt haben.

So gesehen, war das Medizinstudium vor allem eine große Herausforderung in dem Sinne: Würde ich mich in ein völlig neues Gebiet einarbeiten können, für das ich mich vorher kaum interessiert hatte und von dem ich fast keine Ahnung hatte?

Nun, mir ist das im Großen und Ganzen ja gelungen. Aber wirklich gut war ich nur in den naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern. Da ich mich nicht damit zufrieden geben wollte, ein durchschnittlicher Student zu sein, fing ich nach drei Jahren Medizinstudium parallel doch mit einem Informatikstudium an.

Freilich war es jetzt nicht mehr so, dass ich ein Studium konsequent betrieben hätte, um mich auf einen bestimmten Beruf vorzubereiten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war ich vom traditionellen Bildungsweg abgekommen. Es ging nicht mehr in Richtung immer stärkerer Spezialisierung, sondern, im Gegenteil, ich begann erst jetzt, mein Wissen zu verbreitern. Das Studium wurde von einer konkreten Berufsausbildung primär zu einem Wissenserwerb. Ich begann, auch Literatur über politische Philosophie, Ökonomie und differentielle Psychologie zu lesen; auch mein Wissen über die Staaten der Erde vertiefte ich (mit dieser Materie hatte ich mich aber schon zu meiner Schulzeit zu beschäftigen begonnen).

Nun, im Juli 2013, bin ich nicht Experte für ein bestimmtes Gebiet, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Es ist eher so, dass ich in mehreren verschiedenen, nicht miteinander zusammenhängenden Fächern über Expertenwissen verfüge. Dazu zählen aus meinem Informatikstudium die mathematische Logik, die theoretische Informatik und die Algorithmik, aus meinem Medizinstudium die medizinische Biochemie und die Genetik und aus meinen Freizeitbeschäftigungen eben politische Philosophie, Erkenntnistheorie, Länderkunde und Psychometrie. Wie sollte man so jemanden bezeichnen? Die einzige Bezeichnung, die mir selbst einfällt, wäre "Universalgelehrter" - das ist natürlich dick aufgetragen, aber mir fällt wirklich nichts Besseres ein. Vielleicht hat ein Leser eine gute Idee.

Ich habe jedenfalls immer viel gelesen; ich bin im Besitz von tausenden Büchern. Zudem habe ich immer viel Zeit im Internet verbracht, wo man auch viele Dinge findet, die in den Büchern nicht stehen oder aktueller als die Informationen sind, die in den Büchern zu finden sind.

Es ist sicher richtig, dass meine eigentlichen Stärken eher im mathematischen Bereich zu finden sind. Nur sind halt gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten auch in anderen Bereichen so stark ausgeprägt, dass es der Sache nicht gerecht würde, mich als reinen Mathematiker oder Informatiker zu bezeichnen. Mir wurde ja auch eine große schriftstellerische Begabung attestiert - das hängt halt damit zusammen, dass ich sehr gerne schreibe und deswegen Übung darin habe, Texte klar verständlich zu formulieren. Ich habe schon in der Volksschule eine eigene Schülerzeitung herausgegeben, am Gymnasium dann ebenfalls, und ab dem dritten Gymnasialjahr habe ich meine elektronische Zeitschrift gemacht, die auf der ganzen Welt Leser fand. Grundsätzlich ist die Fähigkeit zu schreiben etwas, das man immer gebrauchen kann, egal welchem Beruf man nun nachgeht; ich habe aber gehört, dass es viele Leute gibt, die Schwierigkeiten haben, über Dinge zu schreiben, die nicht exakt ihrem Spezialgebiet entsprechen. Das ist etwas, das ich persönlich gar nicht nachvollziehen kann. Ich kann über jedes Thema schreiben, von dem ich glaube, verstanden zu haben, worum es geht.

Über kurz oder lang werde ich mich aber wohl auf irgendetwas spezialisieren müssen, zumindest vorübergehend. Was das sein wird, naja - das kann ich jetzt noch nicht sagen. Man wird es sehen.

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