Was Menschen angeht, bin ich desillusioniert

Was Menschen angeht, bin ich desillusioniert. Nur zu oft wurde ich von ihnen schlecht behandelt.

Es fängt damit an, dass in der Schule meine Hochbegabung erst viel zu spät wahrgenommen wurde, nämlich, als ich in einem Mathematikolympiadenwettbewerb den zweiten Platz erreichte. Meine Lehrer waren unfähig, an Hand meiner in der Schule erbrachten Leistungen und anderer Dinge, die sie von mir wussten, zu erkennen, dass ich zu Recht anders bin als die anderen Kinder und zu Recht ein anderes Sozialverhalten aufweise, weil ich ihnen eben geistig überlegen bin. Es ist eben nicht normal, schon als Achtjähriger problemlos Mathematikaufgaben lösen zu können, an denen für gewöhnlich Siebzehnjährige verzweifeln. Als dann durch die Mathematikolympiade feststand, dass ich begabt war, änderte sich nichts daran, wie meine Lehrer mit mir umgingen. Ich war ihnen immer ein Rätsel, aber meine Leistungen passten, und so gaben sie mir sehr gute Noten. Als mir nach der Matura eine Lehrerin sagte, es sei schön und gut, dass ich geistige Spitzenleistungen erbringe, aber die "menschlich-soziale Reife" würde mir fehlen, kam ich mir veräppelt vor. Hätte man mir nicht früher sagen können, dass ich an meinem Sozialverhalten arbeiten soll?

Wo man auch hingeht, was das Thema Hochbegabung betrifft, trifft man überall dieselben Reaktionsmuster an: Sie wird relativiert oder gänzlich abgestritten. Das war sogar beim Hochbegabtenverein Mensa so. Als mir in einem Intelligenztest ein IQ von 172 attestiert wurde, reagierte der Vorstand von Mensa Österreich darauf, dass er diesen Test nicht anerkenne und für ihn allein mein Resultat im Mensa-Aufnahmetest gültig sei. Auch unter Hochbegabten sind Neid und Missgunst derart ausgeprägt, dass man nicht bereit ist, besondere Leistungen anderer Begabter anzuerkennen.

Wenn man von der Norm abweicht, wird einem manchmal sogar eine Geisteskrankheit unterstellt. Was ungewöhnlich ist, kann ja nicht gesund sein. Mir ist das beispielsweise passiert, als ich in einem Online-Forum des Mensa-Vereins aktiv war und regelmäßig spekulative Fragen ans Vereinspublikum stellte. Mir war schon klar, dass meine Fragen schwierig zu beantworten waren, aber immerhin gehörten die Forenteilnehmer den intelligentesten zwei Prozent der Bevölkerung an - wem sollte man sonst anspruchsvolle Fragen stellen als den Allerklügsten?

Zumindest weiß ich jetzt, dass auch ein Doktortitel nichts nützt. Respekt haben die meisten Menschen nur von denen, die die Macht haben, ihnen zu schaden.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

The Demoscene

Digital Art Natives

Autobiographical Sketch