Keiner mag mich

Eigentlich wollte ich Universitätsprofessor werden. Doch als ich studiert habe, habe ich gemerkt, dass ich den meisten Professoren und meinen Studienkollegen unsympathisch war. Damit war die Chance auf eine Hochschulkarriere gering.

Ich habe an sich schlechte Karten für das Leben: Geboren wurde ich in eine kleine Familie, ich habe kaum lebende Verwandte. Viele Studienkollegen hatten wesentlich mehr Verwandtschaft als ich, die meisten hatten unter ihren Verwandten sogar einen Arzt. Außerdem bin ich schlecht an die Gesellschaft angepasst: Die meisten Menschen in Österreich sind römisch-katholisch, ich wurde hingegen ohne Religion erzogen. Was will einer, der keine Ärzte in seiner Verwandtschaft hat und nicht einmal katholisch ist, an der Medizinischen Universität?

Seit 1945 sind die Universitäten, besonders die Medizin, in katholischer Hand. Vor 1945 gab es viele jüdische Professoren, aber diese wurden von den Nationalsozialisten vertrieben oder ermordet. Die freien Plätze haben die strenggläubigen Katholiken eingenommen. Sie lassen auch keine Nichtkatholiken hochkommen, denn sie wollen die katholische Oberherrschaft einzementiert sehen.

Symptomatisch war, dass ich einmal einen Professor mit "Guten Tag" gegrüßt habe und er sich geweigert hat, meinen Gruß zu erwidern.

Dass ich den Professoren unsympathisch war, kann man auch daran erkennen, dass ich in schriftlichen Prüfungen immer bessere Noten bekommen habe als in mündlichen.

In Österreich bin ich Außenseiter. Vielleicht sollte ich ans Auswandern denken.

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