Posts

Österreichs Nobelpreisträger

Ich nehme an, dass die Medien früher oder später darauf kommen werden, dass einer der diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger österreichisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger ist. Daher bin ich gespannt, ob sie wieder hinausposaunen werden "Österreicher bekommt Nobelpreis!", wie sie dies vor etwas mehr als zehn Jahren bei Eric Kandel gemacht haben, woraufhin dieser dann empört zurückgewiesen hat, ein österreichischer Nobelpreisträger zu sein. Wenn gebürtige Österreicher Nobelpreise abräumen, aber ihre Karriere weitgehend im Ausland gemacht haben, dann zeigt das vor allem zwei Dinge: einerseits, dass der Genpool in Österreich nicht so schlecht ist - es gibt doch Menschen, die von Natur aus begabt genug sind, um nobelpreiswürdige Leistungen zu erbringen. Andererseits zeigt es aber auch, dass es offenbar nur möglich ist, diese Leistungen zu erbringen, wenn man ins Ausland geht. Der Fehler liegt also im System. Ich habe es schon oft gesagt: Hier in Österreich ist das System zu sehr

Denken und Wissen

Von Pädagogik habe ich zwar nicht so viel Ahnung, aber mir scheint es so zu sein, als hätte es in den letzten Jahrzehnten einen Trend in die Richtung gegeben, im Schulunterricht mehr auf kognitive Fähigkeiten (also aufs Denken) Wert zu legen und weniger auf reines Wissen (Auswendiglernen). Nutznießer dieser Umstellung war bereits ich. Das Medizinstudium stellte deswegen einen großen Kontrast für mich dar, weil es dort genau umgekehrt war. Man erkennt das deutlich an meinen Noten: Matura mit 1,0, Medizin-Doktorat mit 2,5. Dass ich nicht unbedingt blöder geworden bin, wird dadurch bewiesen, dass ich gleichzeitig mein Informatikstudium mit 1,5 abgeschlossen habe. Das Medizinstudium stellte eben ganz andere Anforderungen als alles Andere, das ich gemacht habe. Ich fragte mich, warum das so ist, und hatte folgenden Einfall: Gerade in konservativen, religiös geprägten Gesellschaften wird das selbstständige Denken zum Teil sogar unterdrückt statt gefördert; wenn wirklich das durchschnittliche

Global Village

In den Anfangszeiten des Internets in seiner heutigen Form wurde in den Medien immer wieder die von Marshall McLuhan geprägte Metapher vom "global village", also vom weltumspannenden Dorf, zitiert. Das war meistens in positivem Sinn gemeint - wenn man darüber aber ein wenig nachdenkt, kommt man darauf, dass ein globales Dorf auch gewaltige Nachteile hätte: Denn in jedem Dorf gibt es unangenehme Menschen, mit denen man, wenn man in diesem Dorf lebt, zwangsläufig zu tun hat. Bisher gab es in solchen Fällen immer die Möglichkeit wegzuziehen. In einem globalen Dorf ist das aber nicht mehr möglich. Hier ist man den unangenehmen Menschen ausgeliefert. Viele Menschen scheinen nicht klar zu denken, selbst angeblich Hochintelligente nicht. Fast alle Menschen, die ich kenne, sind mehr oder weniger von Vorurteilen durchdrungen, die sie durch ihr Elternhaus, durch ihre Schullaufbahn oder sonstwie vermittelt bekommen haben. Ironischerweise bezeichnen manche diese Ansammlung von Vorurteile

Unnötiger Idealismus

Im Grunde genommen hänge ich einem unnötigen Idealismus an. Ich habe mir in den letzten Jahren beispielsweise mehrmals darüber Gedanken gemacht, wie die für mich ideale Schule aussehen würde. Dabei habe ich wohl nie bedacht, dass meine Schulzeit schon längst vorbei sind und ich kein zweites Mal mehr zur Schule gehen werde. Außer ich werde wiedergeboren; und ich habe den Eindruck, dass ich wie selbstverständlich annehme, wiedergeboren zu werden. Denn anders lässt es sich nicht erklären, dass ich mir Gedanken über die für mich ideale Schule mache. Auch wenn ich Kinder in die Welt setzen sollte, ist nicht gesagt, dass diese genauso sein werden wie ich. Die für mich ideale Schule wäre also für meine Kinder möglicherweise nicht ideal. So gesehen, sind viele der Gedanken, die ich mir mache, wirklich unnötig. Es ist eher so, dass ich bisher wenig "echt gelebt" habe. Viel habe ich mich mit Theorien und Modellen beschäftigt, aber wenig mit Dingen, die ich selbst praktisch anwenden kön

Oktober

Wieder hat ein neuer Kalendermonat begonnen; wenn man frühmorgens unterwegs ist, begegnet man nun mehr Leuten als sonst, was wohl ganz klar daran liegt, dass das Wintersemester begonnen hat und diese Leute hauptsächlich Studenten sind. Und Studentinnen. Ich hatte heute die Gelegenheit, eine sympathische Pharmazie-Studentin kennenzulernen - mal sehen, vielleicht wird man einander ja öfter begegnen. Ich habe im übrigen festgestellt, dass bei mir dann, wenn ich mich gestresst fühle, meist tatsächlich der Blutzucker daran schuld sein dürfte - heute hatte ich in der Arbeit kurz Probleme, mich zu konzentrieren. Als ich dann im Supermarkt einige Bonbons erworben und verzehrt hatte, ging es mir bald wieder blendend. Als Mediziner vermute ich, dass der niedrige Blutzucker die Ursache sein dürfte und der Stress die Folge. Ich erkläre es mir so: Ein niedriger Blutzucker führt zu einer vermehrten Ausschüttung von Glukokortikoiden, die ja unter anderem die Funktion haben, den Blutzuckerspiegel zu h

Einstein widerlegt?

Da Hubert T. regelmäßig diesen Blog mitliest (wie man auch an seinen zahlreichen Kommentaren erkennen kann), hier etwas speziell für ihn: http://www.youtube.com/watch?v=pu15MdmSQ2c&feature=youtu.be In diesem Video behauptet Peter Donald Rogers (ein Australier, der angeblich einen IQ von 175 hat), dass Einsteins Relativitätstheorie falsch sei und es möglich sei, verschiedene Phänomene, welche die Relativitätstheorie zu beschreiben versucht, mit einer Theorie zu erklären, die nur mit drei Dimensionen auskommt (statt mit vier, wie Einsteins Theorie). Das dürfte dir, Hubert, doch gefallen, denn du bist ja auch der Meinung, dass es nur drei Dimensionen gibt. Ich kann mir im Moment dazu noch keine Meinung bilden, dafür habe ich zu wenig Ahnung von Theoretischer Physik. Das gebe ich gerne offen zu.

Parlamentswahl in Österreich

Die Sensation des Tages: Mit voraussichtlich 5,2% der Stimmen hat erstmals seit Jahrzehnten eine neue Partei aus dem Stand heraus (also nicht als Abspaltung einer bereits existierenden, im Parlament vertretenen Partei) den Einzug ins Parlament geschafft. Es handelt sich um die liberale Partei NEOS. Schon eine Ironie der Geschichte, dass sich im bisher nicht gerade für Liberalismus bekannten Österreich nun genau das Gegenteil von dem zugetragen hat, was eine Woche zuvor in Deutschland passiert ist! Besonders freue ich mich, dass nun mehrere meiner Facebook-Freunde Parlamentsabgeordnete sein werden. Ich war ja bis vor einigen Monaten Mitglied bei den Jungen Liberalen, einer der Organisationen, die an der Wahlplattform NEOS beteiligt sind. Nun verfüge ich über persönliche Kontakte zu Abgeordneten zum Österreichischen Nationalrat! Wer weiß, vielleicht werden nun sogar einige meiner politischen Ideen umgesetzt werden - oder zumindest darüber abgestimmt. Let's see what the future will ho

Politik der Zukunft - Zukunft der Politik

Wir haben ja schon genügend oft gelesen, wie schlecht die Politiker ihren Job machen. Meine Frage, sehr ernst gemeint: Wie sollte man es besser machen? Wie sähe eine nachhaltige Politik aus, die ein gutes Zusammenleben auf lange Sicht ermöglichen würde? Was ich mir denke: Es ist halt so, dass jeder Mensch Geld verdienen muss, um das Lebensnotwendige kaufen zu können. Es ist eher unwahrscheinlich, dass es möglich sein könnte, das Wirtschaftssystem so grundlegend zu reformieren, dass alles gratis wird. Deswegen müssen die Leute irgendwelche Jobs haben, für die sie bezahlt werden. Es braucht also Ideen für sinnvolle Tätigkeiten, für die auch Kunden bereit wären zu zahlen. Meiner Meinung nach kann die Politik nur die Rahmenbedingungen schaffen. Es ist also doch eher Sache der gewöhnlichen Menschen, dass sie Arbeitsplätze schaffen. Höchstens durch verstärkte Erziehung zu Innovativität an den Schulen könnte man als Staat da vielleicht unterstützend einwirken. (Ja, ich weiß, dass gerade Schul